Ryanair plant nach Kerosin-Deal billigere Tickets
Ryanair hat sich den Kerosinpreis von 60 Dollar pro Barrel für zwei Jahre gesichert – mitten im Tiefpunkt des Ölmarkts. Das verschafft der Airline laut CEO Michael O’Leary Spielraum für günstigere Tarife und höhere Marktanteile. Fällt der Ölpreis unter das vereinbarte Niveau, drohen indes Verluste. Doch Erfahrungen aus der Ukraine-Krise bestärken Ryanair in der Absicherungspolitik.

Ryanair
Ryanair hat sich den aktuellen Ölpreis für zwei Jahre gesichert
Im Schatten geopolitischer Spannungen zwischen den USA und China sicherte sich Ryanair im April Kerosin zu einem Fixpreis von 60 Dollar pro Barrel – ein historisch niedriger Wert. Während die Aufmerksamkeit der Märkte auf Zölle und Handelskonflikte gerichtet war, unterschrieb O'Leary einen langfristigen Hedging-Vertrag, wie er der Financial Times (Abo) sagte. Zwei Jahre lang zahlt die Airline nun den vereinbarten Preis – unabhängig von den Entwicklungen auf dem Ölmarkt.
Strategie mit Weitblick
Für CEO O’Leary ist dieser Schritt ein zentraler Baustein der Ryanair-Strategie. Gegenüber der Financial Times erklärte er, dass diese Absicherung es ermögliche, die Ticketpreise zu senken. Ziel sei es, Marktanteile auszubauen – vor allem in einem Umfeld, das weiterhin von Preissensibilität geprägt ist. Ryanair setze auf Mengenwachstum und Kostenkontrolle, so O’Leary.
Schon nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte Ryanair von günstigen Einkaufskonditionen beim Treibstoff profitiert. Laut dem Portal Fortune sparte die Airline damals rund 1,4 Milliarden Euro, weil sie Kerosin weit unter dem Marktpreis bezog – genaue Zahlen wurden nicht genannt. In dieser Phase stieg der Ölpreis auf rund 100 Dollar pro Barrel.
Risiken bleiben bestehen
Allerdings birgt der Plan auch Risiken. Sollte der Ölpreis in den nächsten Monaten unter die vereinbarten 60 Dollar fallen, müsste Ryanair das Kerosin teurer einkaufen als der Wettbewerb – trotz fallender Marktpreise. Eine ähnliche Situation hatte die Airline bereits in der Corona-Pandemie erlebt. Damals war der Ölpreis eingebrochen, während Ryanair an teureren Lieferverträgen festhalten musste und dadurch Verluste schrieb.
Trotz dieser Erfahrung hält O’Leary am Prinzip der Preisabsicherung fest. Ein Blick auf die Konkurrenz stützt seine Argumentation: Wizz Air etwa hat in den vergangenen Jahren wiederholt schwache Ergebnisse präsentiert – unter anderem, weil das Unternehmen auf eine Absicherung verzichtet hatte und Preisschwankungen direkt tragen musste, analysiert Fortune.
Christian Schmicke