23. Juni 2025 | 07:00 Uhr
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VIR-Chef kritisiert "pauschale Verurteilung" von OTAs

VIR-Vorstand Michael Buller (Foto) warnt vor einer wachsenden Polarisierung bei aktuellen Debatten im Tourismus. Digitale Plattformen und Tech-Anbieter stünden zunehmend unter Generalverdacht, klassische Akteure inszenierten sich als Opfer. Buller fordert mehr Differenzierung und einen konstruktiven Umgang mit Digitalisierung.

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Michael Buller sieht Online-Plattformen einer ungerechtfertigt heftigen Kritik ausgesetzt

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Der Vorstand des Verbandes Internet Reisevertrieb (VIR), Michael Buller, hat sich mit deutlichen Worten gegen eine zunehmende Stigmatisierung digitaler Plattformen und Technologieanbieter in der Touristik gewandt. Er kritisiert ein "Schwarz-Weiß-Denken", in dem Plattformen als die "Bösen" und klassische Branchenvertreter als "Opfer" dargestellt würden. "Ich empfinde das mittlerweile als regelrechten Krieg", sagt Buller im Gespräch mit Reise vor9.

Angriff auf Plattformen – Schweigen auf der Bühne

Auslöser für Bullers Kritik war unter anderem der BTW-Gipfel, bei dem die CDU-Politikerin Gitta Connemann in ihrer Rolle als Mittelstandsbeauftragte die Plattform Airbnb öffentlich in die Nähe illegaler Aktivitäten rückte – ohne Widerspruch seitens der Veranstalter oder der Gastgeber. Buller hält das für "bezeichnend" für ein zunehmend einseitiges Narrativ. Dabei seien es gerade Mittelständler, die von Plattformen wie Airbnb oder Booking profitierten, argumentiert er.

Auch in der Schweiz sieht Buller diese Entwicklung. Dort habe eine staatlich unterstützte Verbraucherorganisation die Höhe von Provisionszahlungen an Plattformen wie Booking kritisiert – und damit eine Klagewelle der Hotellerie ausgelöst. "Was das mit Verbraucherschutz zu tun hat, ist mir schleierhaft", sagt Buller. Plattformen seien Dienstleister, deren Leistungen bewertet und bezahlt würden – nicht anders als andere Vertriebswege auch.

"Diese Opferrolle ist bequem"

Auch für das Klagen über die Marktmacht von Booking oder Expedia zeigt Buller wenig Verständnis. Er verweist auf die Anfangsjahre digitaler Reiseangebote, in denen es klassische Veranstalter selbst in der Hand gehabt hätten, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Stattdessen hätten Unternehmen wie Microsoft Expedia aufgebaut. "Wer heute über digitale Abhängigkeit klagt, hatte auch die Chance, selbst aktiv zu werden", so Buller.

Mit Blick auf Künstliche Intelligenz sieht Buller neue Chancen für die Branche – aber auch Risiken für Unternehmen, die sich der Technologie verweigern. "Wer heute nicht digital sichtbar ist, wird morgen von der KI-Suche nicht mehr gefunden." Die nächste Welle der Digitalisierung werde nicht 25 Jahre brauchen wie die letzte, sondern deutlich schneller ablaufen.

Investition in digitale Kompetenz

Buller fordert daher eine konsequente Investition in Fortbildung und digitale Kompetenz. Es gehe nicht darum, mit hohen Budgets große Systeme aufzubauen – viele KI-Tools seien heute bereits für wenige Dollar nutzbar. Entscheidend sei, dass Unternehmen lernbereit und handlungsfähig bleiben. Fördergelder für die Digitalisierung solle es nicht länger für Nachzügler geben: "Wer bis heute nicht digitalisiert hat, will es auch nicht."

Die gegenwärtige Debatte über Marktverhältnisse und Regulierung sei geprägt von einer Haltung des Lamentierens. Buller sieht darin ein grundsätzliches Missverständnis darüber, was Digitalisierung bedeutet: "Digitalisierung ist auch eine Haltung. Es geht darum, Probleme zu lösen – und das machen Plattformen jeden Tag." Wer sich dauerhaft verweigere, werde den Anschluss verlieren – nicht durch Regulierungen, sondern durch die Realität technologischer Entwicklung.

Zukunft offen, Tempo hoch

Wie sich der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Vertriebsmodelle der Branche genau auswirken wird, sei offen, so Buller. Klar sei aber: "Wir erleben gerade einen fundamentalen Wandel. Wer diesen verschläft, wird es schwer haben, wieder aufzuwachen." Die digitale Transformation erfordere keine Masseninvestitionen, sondern Veränderungsbereitschaft – und einen nüchternen Blick auf die tatsächlichen Herausforderungen.

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Christian Schmicke

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