Keine echte Flaute an Nord- und Ostsee
Während über eine Flaute an Nord- und Ostsee diskutiert wird, berichtet St. Peter-Ordings Tourismusdirektorin Katharina Schirmbeck im Reise-vor9-Podcast von einer gut laufenden Saison. Die Nachfrage sei stabil, vor allem während der Sommerferien. Die Gemeinde setzt auf gezielte Angebotsentwicklung für die Nebensaison, moderne Besucherlenkung und ein klares Nachhaltigkeitsprofil.

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St. Peter-Ording setzt auf Angebotsentwicklung für die Nebensaison, Besucherlenkung und Nachhaltigkeit
Entgegen jüngster Medienberichte über eine schwächelnde Nachfrage an Nord- und Ostsee zeigt sich St. Peter-Ording gut besucht. Schirmbeck, die nicht nur in St. Peter-Ording arbeitet, sondern auch dort lebt, berichtet von langen Schlangen beim Bäcker und vollen Straßen in der Hochsaison. "Hier ist richtig Urlaubsfeeling", sagt sie. Besonders Nordrhein-Westfalen sei in den Sommerferien traditionell stark vertreten. Auch aus Bayern und Baden-Württemberg kämen zunehmend Gäste, wenn auch in geringerem Maße.
Auslandsmarkt bleibt schwach
Trotz der geografischen Nähe zu Dänemark bleibt der internationale Tourismus eine Randerscheinung. "Die Dänen interessieren sich kaum für uns", stellt Schirmbeck fest. Auch Schweizer und Österreicher seien nur vereinzelt vertreten. Das liege sowohl an unterschiedlichen Reisegewohnheiten als auch an der Ausrichtung des Marketings auf deutschsprachige Zielgruppen.
Eine bleibende Auswirkung der Corona-Zeit sieht Schirmbeck vor allem in der Wahrnehmung der Einheimischen. Obwohl die Zahl besonders voller Tage überschaubar sei, bleibe bei vielen das Gefühl, es sei "viel zu voll". Strukturelle Veränderungen bei den Gästeströmen sieht sie dagegen kaum. Tourismus sei ein volatiles, aber auch resilientes Geschäft, das sich rasch normalisiere.
Saisonverlängerung durch Angebote
Zur besseren Auslastung außerhalb der Ferien setzt die Gemeinde auf Infrastruktur wie die Dünentherme, das Wellnesszentrum sowie familienfreundliche Angebote wie die Erlebnispromenade und das Erlebnis Hus. Auch Veranstaltungen wie "Erzähl mir was auf Eiderstedt" im Herbst, bei der Einheimische besondere Geschichten und Erlebnisse erzählen, sollen Gäste in der Nebensaison anziehen. Das Programm sei bewusst anders als im Sommer, mit kleineren Formaten und lokalen Gastgebern.
St. Peter-Ording versteht sich als „global nachhaltige Kommune“ und ist seit Kurzem auch als "nachhaltiges Reiseziel" zertifiziert. Die Kooperation mit dem Nationalpark Wattenmeer, Fairtrade-Aktivitäten und das neue "Jedi Festival" zur Vermittlung der UN-Nachhaltigkeitsziele untermauern diesen Anspruch. Schirmbeck sieht darin kein kurzfristiges Label, sondern ein langfristiges Selbstverständnis: "Wenn man am Strand steht, ist jedem klar, dass die Natur geschützt werden muss."
Wachstum ja – aber nicht um jeden Preis
Trotz aller Nachhaltigkeitsbestrebungen will die Gemeinde für den Tourismus attraktiv bleiben. Wichtig sei, junge Zielgruppen zu erreichen und in Infrastruktur zu investieren – selbst in schwächeren Jahren, unterstreicht Schirmbeck. Aktuelles Beispiel ist die neue Strandbar "54 Grad Nord" am Ordinger Strand. Ein weiteres Projekt ist das kamerabasierte Parksystem, das Rückstaus verhindern und gleichzeitig Daten für Besucherlenkung liefern soll. So werde Digitalisierung mit Entzerrung verbunden.
Die milden Temperaturen an der Nordsee könnten sich angesichts häufiger Hitzewellen im Süden Europas zum Standortvorteil entwickeln. Schirmbeck beobachtet, dass mehr Gäste wegen der besseren Verträglichkeit des Klimas anreisen: "Hier ist es besser auszuhalten." Diese Entwicklung gibt dem Ort zusätzlichen Rückenwind – auch über die klassische Sommersaison hinaus.
Christian Schmicke
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