Tarifkonflikt in Kanaren-Hotellerie spitzt sich zu
Im Tarifkonflikt der Hotellerie auf den Kanarischen Inseln hat der Hotelverband Ashotel den Gewerkschaften eine Lohnerhöhung von 13,5 Prozent bis 2028 angeboten. Das Angebot betrifft mehr als 33.000 Beschäftigte im Beherbergungssektor der Provinz Santa Cruz de Tenerife. Ohne eine Einigung könnte es zu weiteren Streiks in der Hauptreisezeit kommen.

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Auf Teneriffa, hier Santa Cruz, sowie La Palma, La Gomera und El Hierro könnte es in der Hochsaison zu Streiks des Hotelpersonals kommen
Mit einem neuen Angebot an die Gewerkschaften will die Hotel- und Beherbergungsvereinigung Ashotel weitere Streiks auf den Kanarischen Inseln abwenden. Die Arbeitgeberseite schlägt vor, die Löhne für rund 33.600 Beschäftigte im Beherbergungssektor der Provinz Santa Cruz de Tenerife bis Mitte 2028 schrittweise um insgesamt 13,5 Prozent zu erhöhen. Zu der Provinz gehören die Inseln Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro.
Dreistufige Erhöhung bis 2028
Die geplante Gehaltserhöhung soll in drei Schritten erfolgen: sieben Prozent im ersten Jahr ab Juli 2025, gefolgt von jeweils 3,25 Prozent in den beiden darauffolgenden Jahren. Ashotel koppelt das Angebot an eine Laufzeit des neuen Tarifvertrags bis zum 30. Juni 2028. Bestandteil des Vorschlags ist auch eine sogenannte Kaufkraftgarantie: Sollte die Inflationsrate die vereinbarten Steigerungen übersteigen, würde die Differenz bis zu einem Maximum von fünf Prozent ausgeglichen.
Ein weiterer Baustein der Offerte ist eine Klausel zur Sicherung des Arbeitsfriedens. Damit knüpft Ashotel an die langjährige Praxis im Hotelgewerbe der Region an, das über zwei Jahrzehnte hinweg keine größeren Arbeitsniederlegungen verzeichnete – bis zum Osterstreik 2024.
Gewerkschaften noch in der Prüfung
Die Offerte wurde der gewerkschaftlichen Verhandlungskommission übermittelt, die Vertreter von UGT, Intersindical Canaria, USO Canarias, CCOO und Sindicalistas de Base umfasst. Ob das Angebot ausreicht, um die angedrohten Streiks im Juli und August zu verhindern, ist offen. Die Gewerkschaften hatten zuvor deutlich höhere Lohnforderungen gestellt.
Ashotel verweist in einer Pressemitteilung auf die Bedeutung des Tourismussektors für die kanarische Wirtschaft. In der Provinz Santa Cruz de Tenerife arbeiten laut Sozialversicherungsdaten mehr als 76.000 Menschen in der Hotellerie und Gastronomie, davon rund 33.600 im Bereich der Beherbergung. Die Branche sei weiterhin bemüht, stabile Arbeitsverhältnisse zu sichern, auch während der pandemiebedingten Krisenjahre. So seien selbst 2020 und 2021 Löhne um 4,5 Prozent gestiegen – trotz geschlossener Hotels.
Tarifvertrag aus 2022 wird angepasst
Der aktuell gültige Tarifvertrag war im September 2022 für vier Jahre zwischen Ashotel, dem Verband AERO und den Sindicalistas de Base geschlossen worden. Er sah bislang eine Gehaltserhöhung von insgesamt 10,25 Prozent bis 2026 vor. Mit dem neuen Angebot will Ashotel das Gesamtvolumen auf 13,5 Prozent ausweiten und zugleich die Laufzeit verlängern.
Die Verhandlungen finden unter dem Eindruck möglicher Streiks in der Hochsaison statt. Die Beschäftigten hatten zuletzt bereits über Ostern ihre Arbeit niedergelegt. Neue Arbeitsniederlegungen im Juli und August könnten die touristische Infrastruktur der Kanaren empfindlich treffen. Der Druck auf beide Seiten steigt – eine Einigung könnte entscheidend für einen stabilen Sommerverlauf sein.
Christian Schmicke