Waldbrände treffen Spaniens Naturtourismus hart
Die Waldbrände in Nord- und Westspanien haben gravierende Folgen für den Tourismus. In Regionen wie Asturien, León, Orense, Zamora und Cáceres melden Hotels, Gastronomie und Freizeitanbieter zahlreiche Stornierungen. Besonders betroffen sind kleine Betriebe, die in den vergangenen Jahren auf Natur- und Aktivtourismus gesetzt hatten.

Turismo Asturias
In Spanien haben Brände ländliche Regionen, hier eine Berglandschaft in Asturien, in Mitleidenschaft gezogen
Die jüngsten Waldbrände haben große Teile der sogenannten "España vaciada", der nur noch schwach bevölkerten Teile des Landes, schwer getroffen. Die ländlichen Regionen mit ihren ausgedehnten Wäldern und wertvollen Landschaften erlitten nicht nur ökologische Schäden. Auch touristisch war die Saison abrupt beendet, denn Ausflüge, Wanderungen und andere Outdoor-Angebote mussten eingestellt werden. Viele Gäste stornierten ihre Reisen. Für Hotellerie, Gastronomie und Freizeitbetriebe brach damit das Sommergeschäft weg.
Asturien, León, Orense, Zamora und Cáceres zählen zu den am stärksten betroffenen Regionen. Dort hatten Unternehmerinnen und Unternehmer in den vergangenen Jahren bewusst auf Natur- und Aktivtourismus gesetzt. Für sie ist die Brandsaison ein schwerer Rückschlag. "Die Feuer zerstören nicht nur Wälder, sondern auch die Lebenspläne der Menschen, die geblieben sind und auf diese Form des Tourismus vertraut haben", schreibt Jorge Marichal, Präsident des spanischen Hotelverbandes Cehat, in einem Gastbeitrag für das spanische Fachportal Hosteltur.
Kleine Betriebe im Zentrum der Krise
Besonders hart trifft es laut Marichal kleinere Betriebe, die in Familienhand geführt werden. Viele dieser Anbieter hätten über Jahre in die Vermarktung von Outdoor-Erlebnissen investiert, schreibt er. Mit den Bränden seien binnen Tagen die Erträge einer ganzen Saison verloren gegangen. Betroffen seien nicht nur Beherbergung und Gastronomie, sondern auch Gemeinden, Landwirte und lokale Beschäftigte, die vom Tourismus abhängen.
Die Hoffnung richtet sich nun auf schnelle Unterstützung und Hilfen für den Wiederaufbau. Marichal fordert, die Betroffenen nicht allein zu lassen und Wege zu finden, den ländlichen Regionen wieder eine Perspektive zu geben.
Saison mit gedämpfter Bilanz
Über die Brände hinaus zeigt sich in Spanien ein weiteres Problem. Zwar steigt die Zahl der Gäste im Sommer weiterhin, doch der durchschnittliche Ausgabewert pro Person sinkt. Auch die Zimmerpreise geben nach. Trotz kurzfristiger Angebote ist die Auslastung mancherorts rückläufig. Marichal zieht ein zwiespältiges Fazit: "Die Musik spielt noch, aber die Lautstärke ist geringer."
Für die spanische Tourismusbranche sei dies ein Warnsignal, so der Cehat-Chef. Zwar sei die Situation nicht alarmierend, doch es zeichne sich eine gewisse Ermüdung der Nachfrage ab – sowohl im Inland als auch bei internationalen Gästen.
Christian Schmicke