8. Juli 2025 | 07:00 Uhr
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Anex-Gruppe auf dem Weg zur Umsatz-Milliarde

Yasir Karaçor (Foto), Chef der Anex-Gruppe in Deutschland und Österreich, erwartet für das Jahr 2025 einen Jahresumsatz von rund 850 Millionen Euro. Im Interview mit Reise vor9 spricht er über die aktuelle Buchungslage und darüber, welche Auswirkungen die hohe Inflation in der Türkei auf das eigene Reisegeschäft hat.

Yasir Karaçor  Deutschland-Chef Anex

Yasir Karaçor ist seit Ende 2023 Deutschland-Chef für die Anex-Marken

Herr Karaçor, die Geschäfte laufen gut bei Ihnen. Im vergangenen Jahr verzeichnete Ihre Gruppe in ihrem Verantwortungsbereich einen Umsatzzuwachs von knapp 27 Prozent auf 723 Millionen Euro und auch aktuell wachsen sie zweistellig. Wie lautet ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2025?

Yasir Karaçor: Nach aktuellem Stand rechnen wir mit einem Jahresumsatz von etwa 850 Millionen Euro. Wir nähern uns also langsam aber sicher der Marke von einer Milliarde Euro.

Der Umsatz steht auf der einen Seite. Wie ist es um die Profitabilität bestellt?

Unser wichtigstes Ziel ist es, nachhaltig zu wachsen und profitabel zu sein. Wir investieren in den Service und erreichen dadurch eine sehr gute Erreichbarkeit für unsere Vertriebspartner, bauen stetig unser Programm aus, um sehr gute Hotels und Airline-Partner und verfügen dank eines starken Einkaufs über ein gutes Preis-Bild und kurze Reaktionszeit auf Marktgegebenheiten.

Wie würden Sie die Buchungsentwicklung für den Sommer 2025 beschreiben?

Die Nachfrage war über weite Strecken gut. Besonders die Türkei bleibt mit etwa 60 Prozent Anteil unser Hauptzielgebiet. Nach einem etwas schleppenden Buchungsverlauf im Mai zog die Nachfrage zuletzt deutlich an – insbesondere seit Schulferienbeginn. Derzeit sind rund 90 Prozent unserer Flugplätze bis Mitte Juli ausgebucht. Viele Kunden buchen kurzfristig, da sie auf Preisnachlässe für den Hochsommer hoffen.

Stichwort Türkei. Hier haben die Preise zuletzt extrem angezogen. Wie sehr wird das zum Problem, weil sie möglicherweise preissensible Kunden verlieren?

In der Türkei erhält der Gast sehr viel Urlaub für sein Geld. Im Vergleich zu anderen Mittelmeerdestinationen hat die Türkei immer noch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Niveau der türkischen Hotellerie ist sehr hoch, viele Anlagen sind neu und sehr großzügig gebaut, der Service hervorragend. Die Luxushotels kommen mit den steigenden Preisen einfacher zurecht. Aber wir können keine Flugzeuge nur mit Luxuskunden füllen. Deshalb brauchen wir gute Konzepte, um das Drei- und Vier-Sterne-Segment attraktiv zu halten. Und wenn man bei steigenden Kosten die Preise nicht anheben will, gibt es nur einen Weg: Man muss seine All-inclusive-Konzepte anpassen.

Was schwebt Ihnen hier vor?

Die Hoteliers müssen genau prüfen, was wirklich wichtig und nötig ist und was nicht. In den vergangenen Jahren ist etwa 24-Stunden-All-inclusive zu einem Marketing-Tool geworden. Die Frage ist: Braucht man das wirklich?

Wie entwickelt sich das Portfolio außerhalb der Türkei?

Spanien ist unser zweitwichtigster Markt. Für 2025 erwarten wir etwa 100.000 Gäste, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Für Griechenland mit den Ferieninseln Rhodos und Kreta erwarten wir rund 70.000 Gäste. Die Kanaren und Ägypten spielen für die Wintersaison eine zentrale Rolle. Hurghada fliegen wird zudem ganzjährig an. Unsere eigenen DMCs in allen Zielgebieten sichern dabei die operative Qualität.

Die Anex-Gruppe unterhält insgesamt vier Marken, die sich beim Produkt und Preisbild nur geringfügig differenzieren. Warum macht es für Sie Sinn, die Marken parallel zu unterhalten?

Wir wollen die Marken klar positionieren. Neckermann Reisen beispielsweise steht unverändert für ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Kernzielgruppen sind Familien und Best Ager. Öger Tours ist als Türkei- und Orientspezialist positioniert. Allerdings gibt es zum Teil eine Überlappung beim Hotelportfolio – trotz des Einkaufs über unterschiedliche Incoming-Agenturen. Daher ist es nicht immer so einfach, die Marken zu separieren. Aber ich sehe uns auf einem guten Weg.

 Welche Entwicklungen beobachten Sie beim Reisevertrieb?

Derzeit haben unsere stationären Vertriebspartner leicht die Nase vorn, mit einem Umsatzanteil von rund 55 Prozent. Wir wollen diesen Anteil steigern und im stationären Vertrieb wachsen. Hierfür tun wir eine Menge – mit Roadshows, Fam-Trips, unserer Red Carpet Night, einer sehr guten Erreichbarkeit und attraktiven, fairen Provisionen. Getrieben durch das Kundenverhalten könnte es langfristig betrachtet zu einer stärkeren Verschiebung Richtung Online- und Direktvertrieb kommen. Der Markt ist extrem kompetitiv, besonders bei Provisionen. Aber wir beteiligen uns nicht an aggressiven Kommissionswettläufen, sondern setzen auf stabile Geschäftsbeziehungen und langfristige Partnerschaften.

Das Gespräch führte Pascal Brückmann

Lesen Sie morgen: Welche Zukunftspläne der Anex-Chef mit Neckermann Reisen hat

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