"Der Last-Minute-Sommer war wichtig für den Markt"
Gerald Kassner (Foto), Geschäftsführer und Inhaber von Schauinsland-Reisen, blickt im Gespräch mit unserer Redaktion auf das laufende Geschäftsjahr 2024/2025, äußert eine ganz klare Haltung zur Last-Minute-Sommersaison und plädiert auch für die Zukunft für die Notwendigkeit bezahlbarer Preise für breite Schichten der Bevölkerung.

Schauinsland Reisen
Gerald Kassner liefert erneut ein starkes Geschäftsergebnis ab. Für das kommende Jahr gibt er sich aber eher zurückhaltend
Den Spirit der Malediven entdecken
Das Sun Siyam Erlebnis neu gedacht. Exklusiver Luxus trifft auf maledivische Gastfreundschaft. Maßgeschneiderte Erlebnisse verführen die Sinne, entfachen Staunen und wecken Entdeckerlust. Gemeinsam mit Ihren Kunden schreiben wir ein neues Kapitel voller Inspiration und unvergesslicher Momente. Reise vor9
Herr Kassner, wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Sommersaison und was erwarten Sie für das neue touristische Geschäftsjahr?
Gerald Kassner: Wir liegen im Geschäftsjahr 2024/2025 auf einem sehr soliden Wachstumskurs. Nach unseren aktuellen Hochrechnungen werden wir am Ende ein Umsatzplus im niedrigen zweistelligen Bereich erzielen, vermutlich um die 15 Prozent. Das Teilnehmerwachstum fällt etwas moderater aus, wir bewegen uns hier diesmal im einstelligen Bereich. Maßgebliche Treiber waren in diesem Jahr die sehr starke Frühbucherphase sowie gezielte Angebotsausweitungen. Besonders die Türkei hat sich mit einem Plus von über 30 Prozent sehr positiv entwickelt – nicht zuletzt dank neuer Exklusivitäten, die wir uns im vergangenen Jahr dort sichern konnten. Auch die Emirate haben deutlich zugelegt. In Randzielen wie Zypern oder Bulgarien sehen wir ebenfalls ein ordentliches Plus. Gerade Bulgarien profitierte von zusätzlichen Flugkapazitäten und ist wieder stärker in den Fokus gerückt, was ich sehr begrüße.
Und der Ausblick auf 2025/2026?
Ich bin aktuell vorsichtig und zurückhaltend. Wir rechnen, wenn überhaupt, mit einem einstelligen Wachstum. Die Preisgestaltung wird im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich konservativer ausfallen. Ich erwarte eine Entwicklung von höchstens einem bis zwei Prozent, in manchen Märkten sogar Preisstabilität. Der günstige Dollarkurs wirkt sich positiv auf unsere Kalkulation aus und in Bulgarien verhindert die Euro-Umstellung größere Preissprünge, was natürlich sehr positiv ist. Bei den Flugpreisen liegen wir aktuell im Schnitt auf Vorjahresniveau, wobei ich mir für die kommende Hochsaison eine etwas geringere Preisdynamik wünsche als in der Vergangenheit.
In diesem Sommer gab es erstmal nach vielen Jahren wieder eine ausgeprägte Last-Minute-Phase, alle Veranstalter mussten preisliche Zugeständnisse machen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Ich sehe das eindeutig positiv. Märkte müssen sich immer wieder ausgleichen. Wenn Preise zu lange zu hoch sind, ist eine Korrektur notwendig, damit die Reisefreudigkeit nicht nachlässt. Die diesjährigen Last-Minute-Angebote haben vielen Verbrauchern die Möglichkeit gegeben, kurzfristig noch zu attraktiven Konditionen zu buchen. Das ist wichtig, um die Reichweite unseres Angebots zu erhalten. Wir leben von unseren Kunden – und auch von der Quantität an Reisenden.
Für die kommende Saison bedeutet das?
Wir benötigen unbedingt bezahlbare Reisepreise! Diese Botschaft haben bestimmt auch viele Hotelpartner verstanden. Für uns als Branche ist es doch fundamental, dass Kunden, einschließlich Familien in der Hauptsaison, weiterhin die Möglichkeit behalten, sich Reisen leisten zu können.
Nach dem Marktaustritt von FTI haben die großen Reiseveranstalter weitgehend den Markt neu aufgeteilt. Rechnen Sie hier noch mit Verschiebungen und sehen Sie für Schauinsland weiteres Eroberungspotenzial?
Die großen Verschiebungen sind denke ich abgeschlossen, und wir sehen nun ein ausgewogeneres Verhältnis der Marktanteile. Das heißt nicht, dass es keine Bewegung mehr geben wird – einzelne Zielgebiete oder Nischen bieten weiterhin Chancen. Aber die extremen Wachstumsraten der letzten Jahre, die teils aus Sondersituationen entstanden sind, werden wir so nicht mehr sehen. Unsere Strategie ist es künftig, in ausgewählten Märkten zu investieren, neue Exklusivitäten zu sichern und damit organisch zu wachsen. Wir setzen dabei auf solide Kalkulationen und nachhaltige Partnerschaften mit Hotels und Airlines.
Klingt so, als wäre etwas weniger Druck auf den Kessel
Nein. Der Wettbewerb in Deutschland war schon immer intensiv und wird es auch künftig bleiben. Wir haben ein Umfeld mit sehr engagierten Veranstaltern, die investieren und Marktanteile gewinnen wollen. Das ist gut für den Kunden, weil es die Preise im Rahmen hält. Für uns gilt dabei die Devise: Wir kaufen keine Marktanteile ein, wir erarbeiten sie uns.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann
Lesen Sie morgen den zweiten Teil des Interviews mit Gerald Kassner:
Wie Schauinsland die Integration von Alpha, Holidayland und Explorer vorantreibt, welche Erwartungen Gerald Kassner an die DRV-Präsidenten-Wahl hat und wie er die Anpassung der DRSF-Beiträge bewertet.