Reisebranche fordert zügige Umsetzung von Koalitionsplänen
Beim 26. Tourismusgipfel in Berlin haben die Spitzen von BTW und DRV klare Erwartungen an die neue Bundesregierung formuliert. Die Tourismuswirtschaft brauche stabile Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und politische Verlässlichkeit. Gefordert werden unter anderem Maßnahmen zur Entlastung der Veranstalter, Investitionen in nachhaltige Mobilität und eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

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Das Hotel Adlon in Berlin war auch bei der 26. Ausgabe des Tourismusgipfels der Schauplatz
Die Reisebranche erwartet von der neuen Bundesregierung entschlossenes Handeln. Beim 26. Tourismusgipfel in Berlin rief BTW-Präsident Sören Hartmann dazu auf, die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft zügig zu verbessern. "Wir sind ein Wachstumsmarkt, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", sagte Hartmann vor rund 350 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Medien im Hotel Adlon.
Bürokratieabbau, Steuerentlastung, bessere Mobilität
Im Koalitionsvertrag sieht Hartmann gute Ansätze. Die versprochene Entlastung durch Bürokratieabbau, die Beibehaltung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Speisen, geringere Luftverkehrsgebühren und flexible Arbeitszeitregelungen seien wichtige Schritte, um der Branche neues Wachstum zu ermöglichen. Entscheidend sei jedoch, dass die Regierung ihre Vorhaben auch zügig umsetze.
Ein erstes Signal sei das kürzlich beschlossene Sofortprogramm, das bereits vor den Sommerferien erste Maßnahmen auf den Weg bringen soll. Ziel müsse es sein, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands wieder zu stärken und dabei auch die Dienstleistungsbranchen stärker in den Blick zu nehmen.
Wettbewerbsfähigkeit im Fokus
Aus Sicht der Branche dürfe die wirtschaftliche Erholung nicht allein auf Industriepolitik fokussiert sein. Auch die Tourismuswirtschaft sei ein zentraler Baustein für den Standort Deutschland. Hartmann betonte: "Verlässlichkeit und klare Kommunikation sind der Schlüssel." Die Politik müsse wieder verbinden, statt zu spalten und dem um sich greifenden Populismus entgegenwirken.
Die Branche fordert zudem faire Wettbewerbsbedingungen, insbesondere gegenüber der EU. Überregulierung müsse abgebaut und neue Belastungen vermieden werden. Nur so könnten Reisebüros und Veranstalter wettbewerbsfähig bleiben.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Mobilität: Die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland müsse durch geringere Steuern und Gebühren gesichert werden. Zudem brauche es Investitionen in Forschung und Entwicklung nachhaltiger Kraftstoffe sowie den Ausbau von Landstrom in Häfen.
DRV: DRSF soll schneller entlasten
Auch der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) war Thema. Der DRV fordert, die jährlich zu zahlenden Entgelte für Veranstalter möglichst bald unter ein Prozent des Umsatzes zu senken. Angesichts der guten Kapitalausstattung des Fonds sei das machbar. Die Insolvenz von FTI habe gezeigt, dass das System funktioniert und Schäden begrenzen kann. Zugleich müssten die Kriterien für Sicherheiten angepasst werden, um die Solidargemeinschaft künftig besser zu schützen, so DRV-Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann.
Pauschalreiserichtlinie: Kritik an EU-Plänen
Die Revision der Pauschalreiserichtlinie auf EU-Ebene sieht die Branche bekanntlich ebenfalls kritisch. Insbesondere die diskutierte Einführung verpflichtender Schlichtungsstellen lehnt der DRV ab. Diese würden zusätzliche Kosten verursachen, ohne den Verbraucherschutz messbar zu verbessern. Die Zufriedenheit bei Pauschalreisen liege weiterhin bei über 90 Prozent, die Reklamationsquote im unteren einstelligen Bereich.
Abschließend mahnt die Branche, den Outgoing-Tourismus nicht aus dem Blick zu verlieren. Reisen sei keine Luxusfrage, sondern bedeute Lebensqualität, Teilhabe und internationale Verständigung. Die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Reisen auch künftig für breite Bevölkerungsschichten möglich bleibe.
Christian Schmicke