Studiosus profitiert von Hauser-Deal und dämpft Erwartungen
Die Studiosus Group rechnet für 2025 mit rund 76.000 Gästen, ein Plus von knapp drei Prozent. Der Umsatz legt nach Angaben von Firmenchef Peter-Mario Kubsch (Foto) um neun Prozent zu. Unter den Reisezielen schwächeln Südeuropa sowie West- und Nordeuropa, während Südost- und Ostasien sowie der amerikanische Kontinent zulegen.

Studiosus
Peter-Mario Kubsch sieht die Haupthindernisse für eine stärkere Nachfrage in geopolitischen Unsicherheiten und übertriebenen Preisen
Die Studiosus Group erwartet für 2025 rund 76.000 Gäste. Das entspricht einem Zuwachs von knapp drei Prozent. Der Umsatz steigt um neun Prozent. Daraus leitet das Unternehmen einen Anstieg des durchschnittlichen Reisepreises um rund sechs Prozent ab.
Zu beachten ist dabei: Erstmals sind die Zahlen von Hauser Exkursionen im Gruppenergebnis enthalten; 2024 wurden sie noch separat geführt. Aktuell trage Hauser etwa zehn Prozent zum Gesamtaufkommen bei, sagt Kubsch. Das bedeutet auch: Die Umsatz- und Gästezahlen der "klassischen" Studiosus-Marken Studiosus und Marco Polo sind de facto eher rückläufig.
So liegt die Gästezahl laut Kubsch bei den beiden Marken um fünf Prozent unter der des Vorjahres, der Umsatz rangiert knapp auf Vorjahresniveau. Der Studiosus-Chef hofft indes, dass die Integration der Hauser-Angebote in die Studiosus-Systeme und eine stärkere Präsenz der Marke im stationären Vertrieb der Gruppe im kommenden Jahr deutlich Auftrieb verleihen könnte.
Europa schwächelt, DACH leicht im Plus
Die einzelnen Ziele entwickeln sich dabei durchaus unterschiedlich. In Südeuropa verzeichnet Studiosus 2025 ein Minus von rund 15 Prozent an Gästen. Betroffen sind die "großen" Destinationen von Spanien und Portugal über Italien bis Griechenland. Als Hauptursache nennt das Unternehmen das gestiegene Preisniveau. West- und Nordeuropa liegen bei minus neun Prozent. Frankreich bildet eine Ausnahme: Nach einem schwachen Olympia-Jahr 2024 zog die Nachfrage wieder an. Osteuropa ist rückläufig, vor allem infolge geopolitischer Risiken.
In der DACH-Region ergibt sich in der Gästezahl ein Plus von zwei Prozent. Gefragt seien kulturtouristische Angebote in Deutschland sowie Bus- und Bahnreisen in die Nachbarländer, sagt der Studiosus-Chef. In Nordafrika kommt die Nachfrage laut Kubsch zurück; insbesondere Marokko, Tunesien und Ägypten meldeten Zuwächse. Im Nahen Osten bleibt die Lage geteilt: Israel fällt weiterhin aus, die Nachfrage nach Jordanien-Reisen bleibt sehr verhalten. Positiv entwickelten sich Oman, die arabische Halbinsel insgesamt sowie der indische Subkontinent mit Indien und Sri Lanka.
Fernziele: Asien und Amerika vorn, Afrika südlich der Sahara schwächer
In Südost- und Ostasien wachst die Gästezahl bei Studiosus um 16 Prozent. Japan bleibt stark, für 2026 zeichnet sich jedoch Zurückhaltung ab. China legt von niedrigem Niveau aus deutlich zu. Australien und Neuseeland sind leicht rückläufig, unter anderem wegen hoher Flugkosten.
Für den amerikanischen Kontinent steht in Summe ein Gäste-Plus von 17 Prozent. In Nordamerika verschiebt sich Nachfrage deutlich von den USA nach Kanada – bei den Studiosus-Gästen schlage der Trump-Effekt sehr klar durch, sagt Kubsch. Kuba verliert angesichts politisch-wirtschaftlicher Probleme und eingeschränkter Flugverbindungen, die Nachfrage für Costa Rica bremst das hohe Preisniveau.
Preisschub verändert Reiseentscheidungen
Grund für viele der Verschiebungen und das Minus bei der Gästezahl bei Studiosus und Marco Polo seien vor allem die steigenden Preise, erklärt Kubsch. So sei eine Reise in Europa mittlerweile um fast die Hälfte teurer als 2014. Beispiele aus dem Portfolio verdeutlichen die Spreizung: Zwei Wochen Andalusien kosten rund 3.500 Euro, Irland 4.500 Euro, Island 7.000 Euro; eine Rundreise nach Indien liegt dagegen unter 3.000 Euro. Das führe zu Verlagerungen weg von teuren Mittelmeerzielen hin zu Fernreisen, die als preislich attraktiver wahrgenommen würden, analysiert der Studiosus-Chef.
Der Saisonstart im Oktober 2024 verlief nach seinen Worten noch deutlich positiv. Ab Januar blieben die täglichen Eingänge indes unter denen des Vorjahres; bis Ende Februar rutschten die Werte ins Minus und pendelten anschließend im einstelligen Negativbereich. Ein Nachholeffekt im Herbst sei ausgeblieben. Für 2026 zeigen die sehr frühen Eingänge zunächst ein Plus, die Erwartung ist jedoch gedämpft – vermutlich handele es sich erneut um einen stark vorgezogenen Frühbucher-Peak, sagt Kubsch.
Profitabilität und Ausblick 2026
Immerhin: das Unternehmen berichtet von einer profitablen Entwicklung 2024 und rechnet auch 2025 mit einem guten Abschluss. Für 2026 erwartet Studiosus weitere Preissteigerungen, in Europa im Rahmen der allgemeinen Inflation, auf der Fernstrecke etwas moderater. Treiber bleiben laut Kubsch die Flugpreise und begrenzte Kapazitäten. Die hohen Preise vergrätzten auch manchen Gast, der sie sich durchaus leisten könnte, aber einfach nicht gewillt sei, sie zu zahlen, mutmaßt der erfahrene Touristiker gegenüber Reise vor9.
Auch politische Rahmenbedingungen dämpfen weiterhin die Erwartungen; schnelle Nachholeffekte, etwa für Israel, seien nicht zu erwarten. Wachstumspotenzial sieht die Gruppe hingegen bei den Aktiv- und Trekkingangeboten von Hauser Exkursionen.
Christian Schmicke