Wie Schauinsland und Explorer von der Übernahme profitieren
Ein Jahr nach der Übernahme von Explorer durch Schauinsland Reisen sprechen Explorer-Chefin Heike Niederberghaus und Schauinsland-Vertriebschef Detlef Schroer im Reise vor9 Podcast über den Ausbau des Partnervertriebs, technische Fortschritte und kulturelle Gemeinsamkeiten. Die Kernthemen im Überblick.

Schauinsland Reisen
Mit Duisburg, hier die Schauinsland-Zentrale, und Düsseldorf haben Schauinsland und Explorer weiterhin zwei Standorte
Rund ein Jahr nach dem Einstieg von Schauinsland Reisen bei der Explorer Travel Group sehen beide Seiten die Partnerschaft als Erfolg. In der aktuellen Folge des Reise-vor9-Podcasts berichten Heike Niederberghaus und Detlef Schroer von strukturellen Veränderungen, stabilen Werten und neuen Wachstumsfeldern.
"Ganz viel und gleichzeitig nichts am Fundament hat sich verändert", sagt Niederberghaus. Das operative Geschäft sei agiler geworden, gleichzeitig habe Explorer die eigene Identität und Eigenständigkeit bewahrt. Eine vollständige Integration in Schauinsland Reisen sei nie vorgesehen gewesen, betont die Geschäftsführerin. Dafür sprächen Unterschiede in Unternehmenskultur, Spezialisierung und Geschäftsmodell.
Partnervertrieb als Wachstumstreiber
Ein zentraler Wandel war indes die Öffnung des Partnervertriebs. Während Explorer zuvor primär über eigene Reisebüros verkaufte, habe sich die Zahl der externen Vertriebspartner in kürzester Zeit vervielfacht. "Nach zwei Tagen waren es 2.000 Agenturen – das war überwältigend", so Niederberghaus. Damit einher gingen organisatorische Herausforderungen, etwa beim Aufbau eines Service-Teams zur Betreuung der neuen Partner.
Schauinsland-Vertriebschef Schroer sieht die Ziele der Übernahme weitgehend erreicht. Die Erweiterung des Produktportfolios um Bausteinreisen habe eine Lücke im Angebot geschlossen. Gleichzeitig profitiere Explorer von der Vertriebsstruktur und den Ressourcen des Duisburger Veranstalters.
Technikoffensive mit dem Trip Builder
Besonderes Augenmerk liegt auf der technologischen Weiterentwicklung. Die Integration des Trip Builders und der dahinterliegenden Nezasa-Technologie in das Bistro-Portal von Amadeus erweitert die Sichtbarkeit der Marke deutlich. Weitere Projekte wie Schnittstellen zu Backoffice-Systemen oder der Import von Flug- und Hotel-Content aus dem Schauinsland-Portfolio stehen kurz vor dem Rollout.
Niederberghaus verweist auf die hohe Investitionsbereitschaft: "Wir haben während Corona in unser System investiert, als viele andere stillstanden." Inzwischen verfüge Explorer über ein ausgereiftes Tool, das den Bau komplexer Reisen auch für Reisebüros effizient und profitabel gestalte.
Synergien statt Konkurrenz
Beide Seiten betonen die konstruktive Zusammenarbeit und das gemeinsame Verständnis für touristische Prozesse. Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen gebe es viele Überschneidungen in der Unternehmenskultur. "Die Schnittmenge ist groß – Einsatz, Herzblut und Begeisterung für das Produkt", so Niederberghaus. Schroer ergänzt: "Explorer war sehr beweglich und offen für neue Anforderungen."
Die Vertriebskanäle bleiben differenziert: Pauschalreisen firmieren weiter unter der Marke Schauinsland, Individual- und Bausteinreisen unter Explorer. Gleichzeitig entstehen hybride Angebote wie "Explore & Relax", die Rund- und Badereisen verbinden.
Markt mit Zukunft
Der Trend zur Individualisierung sei ungebrochen, sind sich beide Gesprächspartner einig. "Niemand will mehr von der Stange reisen", sagt Niederberghaus. Auch in Europa wachse die Nachfrage nach maßgeschneiderten Produkten. Das veränderte Markenverständnis – Explorer tritt inzwischen nicht mehr als Fernreisespezialist auf – trage dieser Entwicklung Rechnung.
Zugleich wächst der wirtschaftliche Nutzen für Reisebüros. Die Integration von Explorer in das Schauinsland-Provisionsmodell führe zu spürbar höheren Erlösen. Schroer nennt ein Beispiel: Eine Buchung über 66.000 Euro generierte über den Trip Builder rund 8.500 Euro Provision. "Das Lachen der Reisebüros wird bleiben", verspricht Schroer.
Blick nach vorn
Für die kommenden Monate sind weitere Schritte geplant: unter anderem die vollständige Einbindung des Flugcontents von Schauinsland in das Explorer-System und der Ausbau der Vertriebsunterstützung. Auch KI-gestützte Funktionen sollen den Beratungsprozess künftig erleichtern – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung.
"Reise ist emotional und komplex – das wird keine KI ersetzen", sagt Schroer. Der Mensch bleibe zentral, die Technik unterstütze. Und Niederberghaus ist überzeugt: "Die Nachfrage nach individualisierten Reisen wird weiter steigen – national wie international."
Christian Schmicke
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