Auch auf lokaler und regionaler Ebene werden die großen Themen der Pflegebranche diskutiert. Alexandra Kurka-Wöbking, Leiterin des Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) aus Unterhaching, warnt in einem Interview mit dem Merkur vor Insolvenzen und einer drohenden Versorgungslücke. Ihr Unternehmen, ein gemeinnütziger Träger von Seniorenwohnstiften und Pflegeeinrichtungen, erlebe in der täglichen Praxis zu viel Bürokratie und sei mit hohen Hürden bei der Anwerbung von ausländischen Fachkräften konfrontiert. Eine wirksame Antwort zur Behebung des Fachkräftemangels könnte ihrer Meinung über "einen Steuervorteil für Mitarbeiter aus der Pflege" gegeben werden. Merkur

Die Tagespflege des Sozialdienstes Germering bei München kann aufgrund des Fachkräftemangels trotz hoher Nachfrage nur an drei Tagen pro Woche öffnen. Mit einer Pflegedienstleitung, vier Fach-, drei Betreuungs- und drei Hilfskräften ist die Personaldecke zu dünn, um täglich den vorgeschriebenen Personalschlüssel einzuhalten. Zudem ist der Posten der Einrichtungsleitung seit 2024 vakant. Der Träger setzt zur Verbesserung der Situation auf Strukturreformen, Weiterbildung und neue Vergütungsverhandlungen. TP Tagespflege

Mit dem Projekt "Aktiv Ankommen" möchte die Altenhilfe Augsburg die Integration internationaler Pflegekräfte strukturierter, teamorientierter und kultursensibler gestalten. Das Modell ist Teil des EU-geförderten Programms "Das inklusive Wir in Augsburg" (DIWA 4.0) und wird erstmals im Seniorenzentrum Lechrain der bayerischen Stadt umgesetzt.

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) muss in Sachsen bis zum Jahr 2040 fast jede zweite Pflegestelle neu besetzt werden, in Zahlen betrifft dies rund 21.000 Vollzeitstellen. Der tatsächliche Bedarf liegt laut IAB sogar noch höher, da viele Pflegekräfte in Teilzeit arbeiten. Gründe für die Entwicklung seien nach Meinung der Forscher altersbedingte Abgänge der Pflegekräfte sowie der demografische Wandel: Die Bevölkerung wird älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. IAB

Deutschland benötigt jährlich etwa 400.000 eingewanderte Fachkräfte, in allen Bereichen. Wenn diese aber nicht im Land bleiben, sondern nach einigen Jahren wieder wegziehen wollen, wird es problematisch. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wollte wissen, wie akut die Abwanderungspläne der in den Jahren 2014 bis 2023 eingewanderten Migranten sind – und was diese auslöst.

Gibt es kluge und wirksame Strategien, um Nachwuchskräfte zu gewinnen? Ja, sagt das auf die Gesundheits- und Sozialbranche spezialisierte Beratungsunternehmen Contec und verweist auf sein Konzept Care4future. In einem kostenlosen Contec-Web-Impuls am Montag, 28. April, von 11 bis 12 Uhr erklärt der Organisationsberater Jan Wurdak, was genau damit gemeint ist. Contec

Rund 10.000 Arbeitskräfte verließen die griechische Insel Santorini wegen einer Erdbebenserie im Januar und Februar, darunter viele Handwerker, die für die Instandhaltung von Hotels und Restaurants nötig sind. Ohne sie drohen Verzögerungen vor der Sommersaison. Um deren Rückkehr zu forcieren, bietet Aegean Airlines für 6.500 Personen kostenlose Rückflugtickets an. Üblicherweise arbeiten im Sommer rund 55.000 Saison-Arbeitskräfte auf der Insel. Augsburger Allgemeine

Die Pflege ist nicht allein mit dem Fachkräftemangel. Trotz Wirtschaftsflaute bleiben im Jahresdurchschnitt in Deutschland mehr als eine halbe Million Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte unbesetzt, so das Institut der deutschen Wirtschaft in einem aktuellen Gutachten. Das Papier bestätigt das Klagen von Einrichtungen und Verbänden: Das Gesundheitswesen führt die Liste an und bei Pflegekräften ist die Fachkräftelücke besonders groß.

Die Bemühungen der Pflegebranche, ihren Fachkräftemangel durch die Anwerbung von ausländischen Mitarbeitern zu mildern, wird ohne eine bessere Willkommenskultur nur schwerlich gelingen. Bei sogenannten Expats – Menschen, die im Ausland arbeiten – ist Deutschland äußerst unbeliebt. Im aktuellen Expat-Insider-Ranking belegt Deutschland nur Platz 50 von 53 untersuchten Ländern weltweit. Besonders problematisch sind laut der Erhebung der schwierige Einstieg ins Leben in Deutschland und die Bürokratie.

Weil sich der Personalmangel in der Pflege zuspitzt, sollten Pflegende aus dem Ausland in Ausnahmefällen auch schon mit Sprachlevel B1 als Pflegefachkraft arbeiten dürfen, fordert der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) in Thüringen. Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), hält dagegen: Schon B2 sei oft nicht ausreichend, im Sinne der Bewohner- und Patientensicherheit müsste eigentlich Niveau C1 gefordert sein.