Lufthansa will ihre Fluglinien enger koordinieren
Die Lufthansa Group will ihre Airlines enger verzahnen. Ab 2026 soll nicht nur die Langstrecke, sondern auch das gesamte Europanetz zentral koordiniert werden. Ziel ist es, Drehkreuze wie Frankfurt, Zürich oder Wien effizienter zu nutzen, Kosten zu senken und mehr Umsteiger auf die lukrativen Langstreckenflüge zu lenken.

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Auch bei Kurz- und Mittelstreckenflügen will die Lufthansa Group ihre Marken enger koordinieren
Die Lufthansa Group ordnet ihre Zusammenarbeit neu. Teile des Plans waren bereits Ende August aus einem internen Schreiben durchgesickert. Nun steht fest: Ab Januar 2026 sollen die europäischen Kurz- und Mittelstreckenflüge konzernweit gesteuert werden. Das teilte der Konzern am Freitag mit. Damit folgt das Unternehmen einem Modell, das für die Langstrecke bereits seit zehn Jahren gilt. Ziel ist es, die Drehkreuze von Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines besser auszulasten und Umsteigeverbindungen attraktiver zu machen.
Profitabilität im Fokus
Der Druck auf die Gruppe ist hoch. Im Vergleich zu Air France-KLM und IAG erwirtschaftet Lufthansa deutlich geringere Margen. Im ersten Halbjahr 2025 schrieb die Kernmarke Lufthansa Airlines einen Verlust von gut 300 Millionen Euro, während Wettbewerber wie British Airways zweistellige Gewinnmargen erzielten. Mit der neuen Struktur will der Konzern effizienter werden und eine Rendite von acht Prozent erreichen.
Zentraler Bestandteil der Reform ist die Einführung von sogenannten Group Function Boards. In ihnen arbeiten Vertreter der Airlines und der Konzernfunktionen zusammen. Ein Hub Steering Board soll insbesondere die Flugpläne besser aufeinander abstimmen. Ziel ist es, möglichst viele Passagiere über die Drehkreuze auf die Langstreckenflüge zu verteilen. Lokale Nachfrage werde berücksichtigt, unwirtschaftliche Zubringerverbindungen hingegen sollten vermieden werden, heißt es.
Eigenständigkeit bleibt beim Produkt
Trotz stärkerer Verzahnung behalten die Airlines Entscheidungshoheit beim Kundenerlebnis. Über Bordprodukt, Catering, Lounges und Service bestimmen weiterhin Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels eigenständig. Auch die Verantwortung für den Flugbetrieb liegt bei den einzelnen Gesellschaften.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf IT und Digitalisierung. Künftig werden die Konzernfunktionen unter der Leitung von CTO Grazia Vittadini gebündelt. Die Einheiten „Digital Hangar“ und „Innovation & Tech Factory“ gehen in einer zentralen Digitalstruktur auf, die den technologischen Fortschritt in Bereichen wie Operations, Kundenservices und Vertrieb vorantreiben soll.
Konflikt mit den Piloten
Parallel zur Konzernreform arbeitet Lufthansa Airlines an einem Ergebnisprogramm, das bis 2026 Kosten senken und Einnahmen steigern soll. Widerstand kommt von den Piloten. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung über mögliche Streiks aufgerufen. Im Kern geht es um die betriebliche Altersversorgung, deren Rendite hinter den Erwartungen zurückbleibt. Arbeitsniederlegungen sind ab Oktober möglich.
Christian Schmicke