Warum fehlende Strukturen Teams und Chefs überfordern
Wenn klare Strukturen fehlen, entstehen die Probleme, die jeder vermeiden möchte: Konflikte im Team, Überlastung der Führungskräfte, schleppende Projektumsetzung – und Frust auf allen Seiten. Ein durchdachtes Organigramm ist hier nicht ein starrer Verwaltungsakt, sondern das Fundament für effektive Zusammenarbeit.

iStock/Zentangle
Ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist ein durchdachtes Organigramm das Fundament für funktionierende Teams und gute Zusammenarbeit
Viele touristische Betriebe und Hotels setzen auf flache Hierarchien und betonen eine familiäre Unternehmenskultur. Der Wunsch nach Augenhöhe, Teamgeist und Selbstverantwortung prägt das Miteinander. So weit, so gut. Die Medaille hat aber auch eine andere Seite.
Doch in Unternehmen ohne eindeutige Führungsstruktur zeigen sich immer wieder ähnliche Muster: Mitarbeitende arbeiten nach eigenen Vorstellungen, wenden sich mit jeder Frage direkt an die Geschäftsführung oder warten auf Entscheidungen, die niemand trifft. Verantwortung wird nicht klar verteilt, Absprachen bleiben vage, Reibungsverluste steigen.
Die Folge ist oft eine Mischung aus Überforderung, Verwirrung und Demotivation. Führungskräfte geraten in Dauerstress, weil sie operative Aufgaben auffangen, statt zu führen. Gleichzeitig fühlen sich Mitarbeitende alleingelassen – oder entwickeln Eigenmächtigkeit, die nicht immer im Sinne der Unternehmensziele ist.
Ein gutes Organigramm entlastet und verbindet
Ein klar strukturiertes Organigramm schafft Orientierung. Es definiert Zuständigkeiten, klärt Kommunikationswege und hilft, Prioritäten zu setzen. Führungskräfte können gezielt agieren, Mitarbeitende wissen, an wen sie sich wenden können, und Entscheidungen werden nachvollziehbar getroffen.
In der Praxis bedeutet das: Weniger Konflikte, kürzere Entscheidungswege und eine Atmosphäre, in der sich alle Beteiligten sicher und eingebunden fühlen. Nicht zuletzt ermöglicht ein funktionierendes Organigramm auch externen Partnern und Dienstleistern einen effizienteren Zugang zum Unternehmen.
Häufige Schwachstellen im touristischen Mittelstand
Reiseunternehmen wachsen oft organisch. Strukturen entstehen beiläufig. Teams formen sich informell, Verantwortung verteilt sich nach Sympathie oder Verfügbarkeit. Solange alles gut läuft, fällt das kaum auf. Doch sobald das Unternehmen größer wird, das Geschäft komplexer oder Krisen auftreten, zeigen sich die Schwächen eines fehlenden Führungssystems. Und spätestens dann muss die Geschäftsführung oder der Inhaber handeln. In solchen Phasen kann ein professionell entwickeltes Organigramm entscheidend sein – nicht als Bürokratiehürde, sondern als tragendes Gerüst für gemeinsame Ziele.
Schritte zur Struktur an der Praxis im Unternehmen orientiert
Ein gutes Organigramm folgt nicht einem Schema, sondern dem Bedarf des Unternehmens. Es beginnt mit der Klärung der Unternehmensziele, gefolgt von der strukturellen Ableitung: Welche Funktionen braucht das Unternehmen, um diese Ziele zu erreichen? Welche Aufgaben können sinnvoll gebündelt werden? Wo braucht es Führung – und wo Eigenverantwortung? Welche Zuständigkeiten und Ziele bekommen die Leitungskräfte?
Zentral ist dabei auch die Rollendefinition der Geschäftsführung: Operative Aufgaben gehören in die Teams und die Geschäftsführung führt die Geschäfte. Die Entwicklung der Führungsstruktur bedeutet für die Geschäftsführung, Verantwortung loszulassen – zugunsten starker, klar aufgestellter Teams und Teamleitungen.
Wibke Rissling-Erdbrügge