8. Juli 2025 | 20:37 Uhr
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WTTC schlägt Maßnahmen gegen Overtourism vor

Im neuen Bericht "Managing Destination Overcrowding" fordert das World Travel & Tourism Council (WTTC) ein systematisches Vorgehen gegen Überlastung in beliebten Reisezielen. Statt pauschaler Lösungen setzt der internationale Tourismusverband auf Planung, Investitionen und Zusammenarbeit.

Griechenland Santorin Overtourism

Das WTTC rät, Overtourism, hier auf Santorin, nicht mit pauschalen Maßnahmen zu begegnen

Der Report betont, dass nicht nur hohe Besucherzahlen für Spannungen sorgen, sondern oft strukturelle Mängel wie unzureichende Infrastruktur, fehlende Daten oder fragmentierte Entscheidungsprozesse. Die Belastung betreffe sowohl Anwohner als auch Gäste – und bedroht langfristig die Akzeptanz des Tourismus.

Tourismus schafft Jobs – wenn er gut gemanagt wird

Die Branche stellt nach Angaben des Verbandes weltweit fast zehn Prozent der Wirtschaftsleistung und jeden zehnten Arbeitsplatz. Für 2024 erwartet das WTTC eine globale Wertschöpfung von knapp elf Billionen US-Dollar und 357 Millionen Beschäftigte. Doch diese Erfolge bergen auch Risiken: Ohne vorausschauendes Management drohen Überlastung und gesellschaftlicher Widerstand.

Gleichzeitig generiert der Tourismussektor jährlich rund 3,3 Billionen US-Dollar an Steuereinnahmen für Staaten weltweit – rund 10 Prozent aller öffentlichen Einnahmen. Das WTTC fordert, diese Mittel gezielter in Infrastruktur, Umweltmaßnahmen und die Lebensqualität in Destinationen zu investieren.

Sechs Schritte gegen Überfüllung

Der Bericht enthält einen konkreten Maßnahmenkatalog für Destinationen. Dazu zählen zunächst die Einrichtung schlagkräftiger Taskforces mit allen relevanten Akteuren und die Erarbeitung eines gemeinsamen Leitbilds und konkreter Ziele. Wichtig seien zudem die Datenerhebung für Analysen als Grundlage für passgenaue Maßnahmen sowie die Einrichtung von Frühwarnsystemen und laufendes Monitoring. Investitionen sollten zielgerichtet in die Verbesserung der Infrastruktur fließen und der Einbindung der Einwohner sollte hohe Priorität eingeräumt werden, so das WTTC.

Die Vorschläge lassen sich laut WTTC flexibel an lokale Gegebenheiten anpassen. Einheitliche Lösungen seien nicht zielführend, heißt es – jede Destination habe eigene Herausforderungen und Potenziale.

Kritik an Besucherobergrenzen

Tourismussteuern und Besuchslimits gelten in einigen Städten als Mittel gegen Overtourism. Das WTTC warnt jedoch vor negativen Folgen. Ein Rechenbeispiel: Wenn elf europäische Metropolen Besucherzahlen deckeln würden, könnten in drei Jahren rund 245 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftsleistung und fast drei Millionen Jobs verloren gehen.

Der Bericht nennt stattdessen mehrere Ansätze, wie Städte und Regionen mit Overtourism umgehen können: So setze Barcelona auf ein öffentlich-privates Modell unter Berücksichtigung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Flandern verfolge mit der Strategie "Travel to Tomorrow" einen gemeinwohlorientierten Ansatz und rücke die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt. Dubrovnik koordiniere Kreuzfahrten in Zusammenarbeit mit der CLIA, um Engpässe zu vermeiden. Island nutze Einnahmen aus Tourismusabgaben gezielt für den Umweltschutz.

WTTC sieht Chance für neue Balance

"Tourismus bringt Jobs, Investitionen und kulturellen Austausch", sagt WTTC-Präsidentin Julia Simpson. „Aber das Wachstum muss klug gesteuert werden.“ Sie ruft politische Entscheidungsträger und die Branche dazu auf, über kurzfristige Maßnahmen hinauszudenken und den Tourismus im Sinne aller weiterzuentwickeln.

Langfristig könne nur nachhaltiges Wachstum den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert der Branche sichern. Das gelinge, so der Tenor des Berichts, nur durch strategische Zusammenarbeit, gezielte Investitionen und die aktive Einbindung der Bevölkerung.

Christian Schmicke

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