Zahl der Baustellen bei der Bahn steigt 2026 deutlich
Bahnchefin Evelyn Palla (Foto) stellt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung klar, dass sich die Lage auf der Schiene zunächst weiter verschlechtern wird. Die Anlagen alterten schneller als erwartet, die Zahl der Baustellen steige deutlich. Die Pünktlichkeit werde vorerst eine "Fünf vorne" behalten.
Deutsche Bahn
Evely Palla schwört Bahnkunden auf schwere Zeiten ein
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Die neue Bahnchefin sieht die Deutsche Bahn vor einer der schwierigsten Phasen der vergangenen Jahre. Die Anlagen im Netz alterten deutlich schneller als angenommen, sagt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Abo). Betroffen seien Stellwerke, Schienen, Weichen und Oberleitungen. Die Entwicklung habe das Unternehmen "in dieser Dramatik bislang nicht abgebildet".
Die Folge seien mehr Langsamfahrstellen und ungeplante Baustellen, die den Betrieb zusätzlich belasteten. Noch in diesem Jahr erwartet Palla rund 26.000 Baustellen auf dem Netz, 5.000 mehr als im Vorjahr. Ein weiteres Ansteigen auf mehr als 28.000 sei 2026 wahrscheinlich.
Belastung für das Schienennetz
Der wachsende Sanierungsbedarf trifft ein ohnehin überlastetes Netz. Die Engpässe zeigten sich vor allem in Verkehrsknoten wie Frankfurt, München, Hamburg, Berlin und Köln. Dort sei insbesondere der Nahverkehr in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Politisch bestellter Regionalverkehr setze dem System zu, ohne dass die Bahn die Verkehre selbst steuern könne.
Die Lage werde sich kurzfristig nicht entspannen, kündigt Palla an. 2026 müsse es zunächst darum gehen, "die Pünktlichkeit zu stabilisieren und den Abwärtstrend zu stoppen".
Pünktlichkeit bleibt niedrig
Die Pünktlichkeit im Fernverkehr ist zuletzt auf 51,5 Prozent gefallen – ein historischer Tiefstand. Besser werde es vorerst nicht. Für das laufende Jahr rechnet Palla erneut mit einer "Fünf vorne". Ein Ziel von rund 55 Prozent hält sie für zu niedrig, aber realistisch sei kurzfristig nur eine leichte Stabilisierung.
Dass weniger Züge zu mehr Pünktlichkeit führen könnten, bestätigt Palla gegenüber der Süddeutschen zwar als theoretische Überlegung. Eine Reduzierung des Angebots im Regionalverkehr sieht sie jedoch nicht als Lösung. Viele Menschen seien auf diese Verbindungen angewiesen, und darüber entscheide letztlich die Politik.
Drei Sofortprogramme
Um die Situation für Reisende trotz des belasteten Netzes spürbar zu verbessern, kündigt Palla drei Maßnahmenpakete an. Bahnhöfe sollen sauberer und sicherer werden, in den Zügen will die Bahn Zuverlässigkeit und Komfort erhöhen. "Die Kundinnen und Kunden müssen sich auf heißen Kaffee und saubere Toiletten verlassen können", sagt sie.
Zudem solle die Reiseinformation besser werden. Ziel sei es, Verbesserungen erkennbar zu machen, selbst wenn die Pünktlichkeit zunächst nicht steige. Die Mitarbeiter stünden hinter diesem Kurs, betont Palla. Sie spüre "sehr viel positive Energie".
Der Konzern stehe vor einem tiefgreifenden Umbau, sagt Palla. Zunächst gehe es jedoch um die Stabilisierung eines Netzes, das an vielen Stellen an seine Grenzen komme. Eine Trendwende bei der Pünktlichkeit rückt damit weiter in die Zukunft.
Christian Schmicke