Kanada lockt noch mit freien Kapazitäten im Sommer
Trotz hoher Sympathiewerte und steigender Besucherzahlen ist Kanada für den Sommer derzeit noch nicht ausgebucht. Reisebüros können ihren Kunden noch freie Kapazitäten bei Flügen, Unterkünften und Campern anbieten. Der günstige Kurs des kanadischen Dollars federt die gestiegenen Preise ab.

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Reiseveranstalter hoffen auf zusätzliche Last-Minute-Buchungen: Sogar Camper sind für diesen Sommer in Kanada noch buchbar
Normalerweise ist Kanada um diese Zeit mehr oder weniger ausgebucht. Nicht so dieses Jahr: Die Reiseveranstalter freuen sich und hoffen noch auf Last-Minute-Geschäft für den Sommer. "Selbst Wohnmobile sind noch zu haben", sagt Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow. Ein Grund dafür sei, dass ein großer Vermieter hunderte Motorhomes aus den USA nach Kanada verlegt habe. Auch andere Veranstalter sehen gute Chancen für weitere Sommerbuchungen. Es sei ausreichend Kapazität vorhanden, sei es bei Hotels, Flügen oder Wohnmobilen. Reisebüros könnten für diesen Sommer noch attraktive Kanada-Trips verkaufen.
Der Trump-Effekt eher Wunschdenken als Realität
Kanada genießt derzeit große Sympathien in Deutschland, weil die Kanadier dem US-Präsidenten Donald Trump unaufgeregt die Stirn bieten. Trump will, dass sich Kanada den USA als 51. Bundesstaat anschließt. Ob Kanada touristisch von der Trump-Abneigung hierzulande profitieren kann, dazu halten sich die Veranstalter allerdings zurück. Wenn überhaupt, dann werde sich das erst im nächsten Jahr zeigen, so Philipp Detmer, Nordamerika-Direktor von Dertour.
Tilo Krause-Dünow, Chef von Canusa, hält den ganzen Trump-Hype für aufgebauscht. Zwar habe man eine Zeitlang eine gewisse Zurückhaltung bei Neubuchungen für die USA registriert, doch das habe sich inzwischen beruhigt. Einen Wechsel von den USA nach Kanada sehen auch andere Reiseveranstalter nicht. Zwar habe die Trump-Debatte ein paar Buchungen gebracht, ein Trend sei das aber nicht, sagt Rainer Schoof, Chef von SK Touristik. Die Produkte und Zielgruppen seien zu unterschiedlich. Das Kanada-Geschäft laufe auch so, meint Dertour-Mann Detmer. Canusa und andere Spezialisten freuen sich über ein zweistelliges Wachstum.
Auch Air Canada registriert eine steigende Nachfrage für Kanada. Auf Weiterflügen in die USA bleiben jedoch häufiger Sitze frei, sagt Jean-Christophe Hérault, Verkaufschef von Air Canada für Deutschland. Mit wöchentlich 14 Flügen nach Toronto, 12 nach Montreal und 7 nach Vancouver ab Frankfurt sowie zusätzlich 7 Verbindungen zwischen München und Toronto gibt es von Deutschland ein großes Angebot.
Günstiger Dollar federt steigenden Preise ab
Die Reisepreise in Kanada steigen jedoch weiter. Doch das wird durch den derzeit günstigen Dollar-Kurs etwas aufgefangen. Eine Vorhersage zur Preisentwicklung ist aus einem anderen Grund noch schwierig. Die meisten Unterkünfte haben auf dynamische Preise umgestellt. Diese schwanken je nach Nachfrage. Wie sich diese entwickelt, insbesondere aus den USA, steht in den Sternen. Wenn US-Amerikaner als Gäste ausbleiben, weil sie befürchten, nicht willkommen zu sein, könnten die Preise sinken.
Andererseits treibt das Großereignis Fußballweltmeisterschaft die Preise an den beiden Haupteinfallstoren in die Höhe. In Toronto und Vancouver werden im Juni über ein Dutzend Spiele ausgetragen. Mancher Veranstalter befürchtet, dass dies "normale" Kanada-Urlauber davon abhalten könnte, in dieser Zeit zu buchen. Sie arbeiten deshalb mit Hochdruck an Routen, die einen Bogen um die Austragungsorte machen. So startet der Touristenzug Rocky Mountaineer während der WM außerhalb Vancouvers.
Zahl der Kanada-Besucher wächst stetig
Im vergangenen Jahr haben 314.000 Deutsche Kanada besucht, rund die Hälfte davon waren Touristen. Das war ein Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Barbara Ackermann, die Destination Canada in Deutschland vertritt, rechnet für dieses Jahr mit einer ähnlich großen Steigerung und 330.000 Besuchern.
Die Tourismusorganisation Kanadas richtet ihr Augenmerk allerdings mehr auf die Einnahmen des Landes. Und diese legen aus Deutschland doppelt so schnell zu wie die Zahl der Besucher. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen 693 Millionen kanadische Dollar im Land ausgegeben, wie aus Kreditkartendaten hervorgeht. In diesem Jahr sollen es elf Prozent mehr werden.
Das Rekordjahr 2019 ist allerdings weder bei den Ausgaben noch bei der Besucherzahl erreicht. Mit etwas Glück könnten die Ausgaben der Deutschen in Kanada 2025 das Rekordniveau von rund 770 Millionen kanadischen Dollar erreichen. Die Besucherzahl hinkt jedoch noch deutlich hinterher. Hier sollen dieses Jahr 79 Prozent des Allzeithochs erreicht werden. Erst für das Jahr 2028 erwarten die Kanadier wieder rund 415.000 deutsche Besucher, wie im Jahr 2019.
Thomas Hartung