9. Oktober 2025 | 15:09 Uhr
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Spanien hofft auf höhere Erträge durch US-Gäste

Der wachsende US-Quellmarkt könnte Spaniens Tourismus in ein Modell mit höherer Wertschöpfung und geringerer Überlastung führen, glaubt Magí Castelltort, Tourismusrat von Turespaña in New York. Die deutsche Reisebranche blickt derweil eher besorgt auf die zunehmende Zahl von US-Touristen und ihre höhere Zahlungsbereitschaft.

Spanien Palma Flughafen

An spanischen Airports, hier Palma de Mallorca, nimmt die Zahl der US-Gäste zu

Spanien kann nach Einschätzung von Magí Castelltort vom US-Markt stärker profitieren als bisher. Der Tourismusrat von Turespaña in New York erwartet, dass die Vereinigten Staaten "die Transition des spanischen Tourismusmodells zu einem rentableren und weniger saturierten" Ansatz anstoßen, wie er gegenüber dem spanischen Fachportal Hosteltur erklärte. Der US-Markt sei strategisch und solle "jenseits der täglichen Volatilität" betrachtet werden.

In der Tat: die Flugkapazitäten aus den USA nach Mallorca und zu anderen spanischen Zielen sind seit der Corona-Pandemie deutlich gewachsen. Derselbe Effekt trifft auf das Nachbarland Portugal zu. Spricht man mit Vertretern deutscher Veranstalter, die stark in beiden Ländern engagiert sind, so ruft der wachsende Zustrom von US-Gästen eher Besorgnis hervor. Die weniger ausgeprägte Preissensibilität des US-Marktes, der hohe Preise aus dem eigenen Land gewohnt ist, könnte Hoteliers zu weiteren Preissteigerungen veranlassen, so die Befürchtung. Zudem wachse die Konkurrenz im Wettbewerb um Hotelkapazitäten, vor allem in Zeiten mit ohnehin hoher Auslastung.

Dollar-Abwertung als "Filter" für Wert statt Masse

Castelltort verweist gegenüber Hosteltur auf die wirtschaftspolitische Agenda der neuen US-Administration, die gegen Handels- und Haushaltsdefizit des Landes vorgehe. Die Summe der Maßnahmen werde wahrscheinlich eine Abwertung des Dollars nach sich ziehen, glaubt er. Die werde einen "Filtereffekt" bewirken: geringere Ankunftszahlen, aber hohes Ausgabenniveau pro Gast. Für Spanien bedeute das weniger Druck auf Hotspots bei stabiler oder steigender touristischer Wertschöpfung.

Die Hoffnung der Spanier, die dahinter steht: mehr Rentabilität bei geringerer geografischer Belastung. Sein Signal: Ruhe bewahren, kurzfristige Schwankungen ausblenden, den strukturellen Dreh nutzen. "Die USA könnten der Markt sein, der die Transformation anstößt … deutlich rentabler und weniger abhängig von Reisegruppen", so Castelltort.

Skepsis bei den Spanien-Vertretern in Europa

Zum britischen Markt berichtet Manuel Butler, Turespaña London, dem Portal von Dämpfern. Unsicherheit und der Anstieg von Last-Minute-Verkäufen belasten die Preisbildung, die Verbraucherstimmung liege unter Vorjahr. Verzögerte Haushaltsbeschlüsse verunsicherten Familien; "Reduflación" führt dazu, dass bei gleichem Budget weniger gekauft werde und die Aufenthaltsdauer sinke.

Für Frankreich beobachtet María José Gómez, Turespaña Paris, Stagnation. Viele Familien mieden Fern- und Mittelstrecken, was Spanien zugutekomme. Französische Gäste hielten Ausgaben zurück, kämen oft mit dem Auto und erreichten so auch weniger zentrale Ziele.

Aus Berlin meldet Álvaro Blanco laut Hosteltur ein schwaches Wirtschaftsbild. Große Unternehmen kündigten regelmäßig Stellenabbau an, was die Kauflaune bremse. Die Absicht zu reisen sei solide, doch die Entscheidung werde aufgeschoben. Paketreisen hätten sich seit 2019 um 30 bis 40 Prozent verteuert; das Umfeld bleibe komplex.

Christian Schmicke

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