14. Mai 2025 | 18:14 Uhr
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US-Tourismus steht laut WTTC vor starken Einbußen

Die USA stehen nach Einschätzung des World Travel & Tourism Council (WTTC) vor einem drastischen Einbruch im internationalen Tourismus. Prognostiziert werden ausländische Besucher in diesem Jahr nur noch knapp 169 Milliarden US-Dollar ausgeben – 12,5 Milliarden weniger als 2024. Für das kommende Jahr sagt der WTTC den USA als einzigem von 184 analysierten Ländern einen weiteren Rückgang voraus.

USA Grand Canyon Foto iStock Kojihirano

Die USA, hier der Grand Canyon, werden in diesem Jahr Einbußen bei der Zahl internationaler Besucher haben

WTTC-Chefin Julia Simpson spricht von einem "Weckruf für die US-Regierung". Während andere Staaten Maßnahmen zur Förderung des internationalen Tourismus ergriffen, sende Washington gegenteilige Signale. "Die weltweit größte Reise- und Tourismuswirtschaft bewegt sich in die falsche Richtung – nicht wegen fehlender Nachfrage, sondern wegen fehlender Maßnahmen", erklärte Simpson.

Die Organisation verweist auf deutliche Rückgänge in vielen Herkunftsmärkten. So ging laut US-Handelsministerium die Zahl der Besucher aus Deutschland im Jahresvergleich um 28 Prozent zurück, aus dem Vereinigten Königreich um 15 Prozent, aus Südkorea ebenfalls um 15 Prozent. Auch aus Ländern wie Spanien, Kolumbien und der Dominikanischen Republik wurden zweistellige Rückgänge zwischen 24 und 33 Prozent verzeichnet.

WTTC fordert Kurswechsel in der US-Tourismuspolitik

In den USA werde derzeit fast 90 Prozent des touristischen Umsatzes durch Inlandsreisen generiert. Diese Entwicklung verschleiert laut WTTC eine strukturelle Schwäche: Das internationale Geschäft, das langfristiges Wachstum sichere, breche weg. 2019 lag das Volumen internationaler Ausgaben noch bei 217,4 Milliarden Dollar. Damit verbunden waren fast 18 Millionen Arbeitsplätze.

"Dieses Erbe ist in Gefahr", so die Einschätzung des WTTC. Ohne rasches Handeln drohe es Jahre zu dauern, bis das Niveau der Zeit vor der Pandemie wieder erreicht sei – ganz zu schweigen vom Höchststand vor einem Jahrzehnt.

Appell für internationale Willkommenskultur

Der Verband fordert konkrete Schritte zur Verbesserung des Reisezugangs, einen Ausbau internationaler Marketingaktivitäten sowie Maßnahmen zur Wiederherstellung des Vertrauens ausländischer Reisender in die USA.

Die US Travel Association unterstützt diese Forderung. Man beobachte die Entwicklung der Besuchszahlen genau, heißt es in einer Stellungnahme. Angesichts globaler Großveranstaltungen wie der Fußball-WM, den Olympischen Spielen und dem 250-jährigen Bestehen der USA biete sich die Chance, die Tourismuswirtschaft wiederzubeleben – vorausgesetzt, es werde ein einladendes Signal von höchster politischer Stelle gesendet.

Von Überschuss zu Defizit

Auch der Verband US Travel verweist auf eine bedenkliche Entwicklung: Vor zehn Jahren erzielte die Branche einen Handelsüberschuss von 50 Milliarden Dollar im Reiseverkehr. Inzwischen habe sich dieser in ein ebenso hohes Defizit verwandelt – ein Verlust von 100 Milliarden Dollar, der sich laut CEO Geoff Freeman noch ausweiten könnte.

"Die USA verlieren ihre Anziehungskraft", stellt der WTTC nüchtern fest. Vor allem Nachbarländer und entfernte Quellmärkte mieden zunehmend die Vereinigten Staaten. Die Folge sei ein Rückgang, der sich quer durch alle Regionen ziehe und Auswirkungen auf Arbeitsplätze, lokale Wirtschaft und Unternehmen im ganzen Land habe.

Christian Schmicke

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