22. August 2025 | 11:58 Uhr
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Condor will weiter um LH-Zubringerflüge kämpfen

Nach der Niederlage vor dem OLG Düsseldorf will Condor nicht aufgeben. Airline-Chef Peter Gerber (Foto) kritisiert, die Richter hätten nur Formalien geprüft, nicht aber den möglichen Missbrauch der Marktmacht durch Lufthansa. Nun setzt die Airline auf eine mögliche Beschwerde beim Bundesgerichtshof, ein laufendes EU-Verfahren und den Ausbau eigener und externer Zubringer.

Gerber Peter

Peter Gerber gibt im Rechtsstreit mit Lufthansa nicht auf

Der Beschluss des Oberlandesgerichts Düsseldorf im Streit um Lufthansa-Zubringerflüge war für Condor ein Rückschlag. "Lufthansa hat gewonnen, das Bundeskartellamt hat verloren, und wir haben auch verloren", räumte Condor-Chef Peter Gerber am Donnerstag in einer Presserunde ein. Kritik äußerte er jedoch an der Begründung der Richter: Diese hätten nicht über die Frage entschieden, ob Lufthansa ihre marktbeherrschende Stellung missbrauche. Stattdessen sei das Verfahren an angeblicher Befangenheit des Bundeskartellamts gescheitert.

Optionen auf dem Rechtsweg

Eine endgültige Entscheidung sieht Gerber darin nicht. Möglich sei, dass das Kartellamt oder Condor beim Bundesgerichtshof eine Nichtzulassungsbeschwerde einlegen. Auch eine erneute Eingabe beim Bundeskartellamt hält Gerber für denkbar, wenngleich er deren Erfolgsaussichten eher skeptisch einschätzt.

Parallel untersucht die EU-Kommission auch die Rolle der Lufthansa im transatlantischen Joint Venture A++ mit United Airlines und Air Canada. Zu den Auflagen, die die EU-Kommission dafür 2013 verhängte, zählte, die Bedingung, dass das Gemeinschaftsunternehmen anderen Airlines den Zugang zum Drehkreuz Frankfurt ermöglichen müsse, insbesondere durch Zubringerflüge. Sollte Brüssel im Hinblick auf diese Klausel eine Wettbewerbsbeschränkung sehen, könnte Condor von neuen Auflagen profitieren.

Hoffnung auf Verhandlung

Neben juristischen Wegen setzt Condor auf eine Verhandlungslösung mit Lufthansa. "Wir hätten von Anfang an lieber eine außergerichtliche Einigung angestrebt", sagte Gerber. Lufthansa gebe sich nach dem OLG-Beschluss zwar selbstbewusst, könnte aber später in Brüssel oder Karlsruhe doch noch verlieren, so die Einschätzung des Airline-Chefs, der selbst lange in Diensten des heutigen Widersachers stand.

Operativ hat Condor inzwischen ein eigenes Netz von Zubringerflügen aufgebaut. Neun innerdeutsche und europäische Strecken bedienen Frankfurt bereits, bald sollen es zwölf sein. "Ohne die eigene Zubringung wäre Condor sicher in eine schwierige Lage geraten", so Gerber. Ein Ersatz für das Lufthansa-Netz mit rund 300 Strecken sei das jedoch nicht. Engpässe bei Slots in Frankfurt begrenzten die Ausweitung.

Zusätzlich setzt Condor verstärkt auf Interlining-Abkommen mit Partnern wie Westjet, Copa oder Emirates. Auch Gespräche mit großen US-Airlines laufen. "Beide Seiten profitieren von diesen Kooperationen", betonte Gerber. Der Vorschlag, stärker auf die Bahn zu setzen, sei dagegen wenig realistisch. Viele Reisende wollten keinen „Medienbruch“ riskieren, wenn es um Langstreckenflüge gehe.

Wettbewerb im Mittelpunkt

Die Entwicklungen hatten zudem weitere konkrete Auswirkungen: Ohne Lufthansa-Feeder sah sich Condor gezwungen, sechs Nordamerika-Ziele streichen, darunter Washington/Baltimore, Minneapolis und Phoenix – Routen, auf denen, anders als auf den Rennstrecken, Passagiere aus mehreren europäischen Ländern zusammenkommen müssten, um die Maschinen zu füllen.  Indes betont Gerber, wirtschaftlich sei Condor stabil. Der Anteil der Passagiere, die Lufthansa-Zubringer nutzen, sei von 25 auf fünf Prozent gefallen, ersetzt durch eigene Flüge und Partner.

Laut Gerber steht bei einer künftigen Entscheidung weniger das Überleben der eigenen Airline im Zentrum als die Wettbewerbsfrage. „Die Rechtsfrage ist nicht, ob die Condor überleben kann. Sie ist, ob Wettbewerb auf der Langstrecke behindert wird“, sagte er. Mit einer digitalen Kampagne werbe Condor deshalb für fairen Wettbewerb im deutschen Luftverkehr.

Christian Schmicke

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