EU-Parlament legt Position zur Pauschalreiserichtlinie fest
Das Europäische Parlament hat seine Position zur Reform der Pauschalreiserichtlinie beschlossen. Geplant sind strengere Regeln für Rückerstattungen, Gutscheine und Stornierungen. Der DRV warnt vor erheblichen Belastungen für die überwiegend mittelständische Branche in Deutschland und fordert Korrekturen in den nun anstehenden Trilog-Verhandlungen.

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Das EU-Parlament hat seine Position zur Novelle der Pauschalreiserichtlinie festgelegt
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Das Europäische Parlament hat mit deutlicher Mehrheit seine Linie zur Reform der Pauschalreiserichtlinie festgelegt. Ziel ist mehr Schutz für Kunden bei Reiseunterbrechungen oder einer Insolvenz des Veranstalters. Auch sollen Informations- und Stornierungsrechte präzisiert und die Definition der Pauschalreise geschärft werden.
Ein zentraler Punkt betrifft Gutscheine: Verbraucher sollen diese ablehnen und innerhalb von 14 Tagen eine Rückerstattung wählen können. Gutscheine sollen bis zu zwölf Monate gültig sein, übertragbar und durch Insolvenzabsicherungen gedeckt werden. Zudem soll ein verpflichtender Beschwerdemechanismus eingeführt werden.
Regeln für Stornierungen
Auch bei außergewöhnlichen Umständen will das Parlament neue Regeln einführen. Treten am Wohnsitz, Abreiseort oder Reiseziel Probleme auf, sollen Reisende kostenlos stornieren können. Als Kriterium sollen bis zu 28 Tage vor Reisebeginn veröffentlichte Reisewarnungen gelten. "Verbraucher sollen in solchen Fällen die Reise stornieren und innerhalb von 14 Tagen eine volle Rückerstattung erhalten können", sagt der zuständige Berichterstatter Alex Agius Saliba.
Die geplante Begrenzung von Anzahlungen auf 25 Prozent, die die Kommission vorgeschlagen hatte, lehnte das Parlament hingegen ab. Künftig sollen die Mitgliedstaaten selbst über mögliche Vorgaben entscheiden.
Kritik des DRV
DRV-Präsident Norbert Fiebig sieht in den Beschlüssen erhebliche Gefahren. "Die geplanten Regelungen kosten nicht nur Geld, sie verzerren auch den Wettbewerb – zu Lasten der organisierten Reise", sagt er. Besonders kritisch bewertet der Verband die geplante Neudefinition der Pauschalreise. Reisebüros könnten schon bei der Vermittlung von zwei Leistungen in die Veranstalterrolle geraten – mit Haftung, Bürokratie und zusätzlichen Risiken.
Auch die 28-Tage-Regel für kostenlose Stornierungen lehnt der Verband ab. Maßgeblich müsse allein die Einschätzung des Auswärtigen Amtes bleiben. Die Ausweitung auf Wohnsitz- oder Abreiseort sei unpraktikabel und verlagere Lebensrisiken auf die Veranstalter.
Gefahr für den deutschen Markt
Die Reform treffe Deutschland besonders stark. Etwa 41 Prozent aller EU-Pauschalreisen werden hierzulande gebucht. Rund 30 Prozent der Urlaubsreisen laufen über Pauschalpakete. Über 98 Prozent der Veranstalter und Reisebüros gelten als kleine und mittlere Unternehmen. "Eine Überregulierung gefährdet damit unmittelbar den Kern der deutschen Reisewirtschaft", warnt Fiebig.
Auch andere Akteure wie die IHK Nord haben auf Risiken für den Mittelstand hingewiesen. Vorgaben etwa zu verbundenen Reiseleistungen oder Insolvenzsicherungen könnten gerade kleinere Anbieter stark belasten.
Appell an die Politik
Der DRV fordert die Bundesregierung auf, in den anstehenden Trilog-Verhandlungen auf EU-Ebene die deutschen Interessen zu vertreten. "Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit ist zwingend", so Fiebig. Andernfalls drohe die organisierte Reise in Deutschland an Bedeutung zu verlieren.
Die Gespräche zwischen Rat, Kommission und Parlament beginnen am 24. September.
Christian Schmicke