5. August 2025 | 14:31 Uhr
Teilen
Mailen

Kickbacks im Reisevertrieb bleiben ein heißes Thema

Unter die Akteure, die ihre Kunden beim Kauf von Reisen sehr offensiv mit Rückvergütungen locken, hat sich in jüngerer Zeit auch der Springer-Konzern gemischt. Bis zu 600 Euro verspricht Bild Reisen Kunden bei hochwertigen Buchungen. Zu den Motiven äußert sich das Unternehmen ausweichend. Die Debatte um das Thema hält an.

Rückvergütung Gutschein

Rückvergütungen im Reisevertrieb sind für viele Reisebüros ein Ärgernis

Anzeige
Hurtigruten HX

130 Abenteuer mit HX – und Sie können eines davon gewinnen!

Wer selbst schon einmal mit HX Hurtigruten Expeditions auf Entdeckerreise war, kann seine Kunden leicht beraten und begeistern. Deshalb möchten wir Sie mitnehmen auf große Fahrt: Unter allen Neubuchungen zwischen dem 1. Juli und dem 31. Oktober 2025 verlosen wir jeden Monat drei Kabinen zu Schulungszwecken an unsere Vertriebspartner. Reise vor9

Es war im Mai, als dem Reisebüroinhaber Alain Freeman der Kragen platzte. Die Rückvergütungsaktionen der Haspa Joker Reisewelt der örtlichen Sparkasse und großer Online-Portale wie Check 24 war der Chef des Reisecenters Earlybird Bergedorf mittlerweile gewohnt. Doch dass ihn nun auch noch Kunden mit einer Aktion der Boulevard-Zeitung Bild konfrontierten, nervte den Reiseprofi sichtlich. Auf Social Media und etwas später im Reise vor9 Podcast machte er seinem Ärger Luft.

Nun hat das Medienunternehmen seine Lockvogel-Angebote offenbar aufgestockt. Aktuell lockt Bild Reisen mit Cashback-Offerten zwischen 30 Euro ab einem Reisepreis von 400 Euro bis hin zu 600 Euro, wenn der Reisepreis die 9.000-Euro-Marke übersteigt. Die Offerte gilt bis zum Monatsende. Der Rabatt werde automatisch fünf Werktage nach der Anreise auf das angegebene Konto überwiesen, heißt es auf der Website. Technisch umgesetzt wird die Aktion gemeinsam mit dem Portal Urlaubsguru.

"Ergänzung statt Ersatz"

Das Thema lässt nicht alle im klassischen Reisevertrieb kalt – wohl auch deshalb, weil Bild eine erhebliche Reichweite vorweisen kann. Auf eine Anfrage der Kollegen des Fachportals FVW (Abo) äußerte sich der Springer-Verlag zu den Motiven und Zielen der Kickback-Aktionen eher ausweichend. Serge Heitmann, CEO der Axel Springer Teaser Ad, die für die Aktionen bei Bild Reisen verantwortlich ist, wird mit den Worten zitiert: "Uns ist bewusst, dass Rabattmodelle im stationären Vertrieb oft sensibel diskutiert werden. Wir verstehen Bild Reisen als digitales Angebot, das den Markt ergänzt, nicht ersetzt. Gleichzeitig stehen wir einem fairen und offenen Austausch mit Reisebüros und anderen Vertriebspartnern jederzeit offen gegenüber." Das Modell von Bild Reisen sei nichts Neues, erklärte er weiter, sondern es reihe sich "in bekannte Marktmechanismen ein". Ziel sei es, "Kunden einen zusätzlichen Anreiz zu bieten".

Dass sich daran auf juristischem Weg wohl nicht rütteln lässt, hatte kürzlich Rechtsanwalt Hans-Josef Vogel im "Travelholics"-Podcast von Roman Borch erneut bekräftigt. Reisebüros dürften ihre Provision ganz oder teilweise an Kunden weitergeben, erklärte der Professor und Partner bei der Kanzlei Advant Beiten, und verwies auf Urteile bis zurück ins Jahr 1987.

Veranstalter in der Pflicht?

Eine andere Frage ist, ob nicht die Veranstalter dennoch einen Hebel hätten, um unerwünschte Akteure aus dem Spiel zu verbannen. Reisebüroinhaber Freeman schlägt einen verbindlichen Verhaltenskodex vor. "Ein Code of Conduct, in den Agenturverträgen verankert, könnte Rückvergütungen unterbinden." Veranstalter sollten selbst entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten. Wer sich nicht an die Spielregeln halte, könne ausgeschlossen werden, so der Unternehmer.

Offen bleibt die Frage, ob es den Veranstaltern nicht vielleicht egal ist, ob ein Vertriebspartner auf Kosten der eigenen Provision den Preis senkt. Außer Aida Cruises, die aktuell noch juristisch gegen Rückvergütungen aus dem Vertrieb vorgehen, scheinen sich die Reiseproduzenten zurückgelehnt zu haben. Dabei müsste es sie durchaus wurmen, wenn Anbieter, denen sie eine üppige Provision zahlen, ihre Offerten am Ende günstiger anbieten als sie selbst über die eigenen Websites oder ihre Reisebüros.

Christian Schmicke

Newsletter kostenlos bestellen

Ja, ich möchte den Newsletter täglich lesen. Ich erhalte ihn kostenfrei und kann der Bestellung jederzeit formlos widersprechen. Meine E-Mail-Adresse wird ausschließlich zum Versand des Newsletters und zur Erfolgsmessung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Damit bin ich einverstanden und akzeptiere die Datenschutzerklärung.