Reisebürochefin setzt auf persönliche Beratung mit System

Für Karageorgaki ist das stationäre Reisebüro mehr als nur ein Arbeitsplatz. Es sei ein Raum, der Reiseträume spürbar mache, sagt sie. Trotzdem läuft in ihrem Reisebüro in Reutlingen seit der Corona-Zeit vieles anders – aber nicht weniger persönlich. Termine sind Pflicht, spontane Besuche die Ausnahme. Was zunächst aus familiären Gründen entstand, hat sich als effizientes Modell etabliert.

"Ich bin zweifache Mama, meine Kinder sind eins und drei", erzählt die Inhaberin. "Ich konnte nicht mehr neun Stunden im Büro sitzen und warten, ob jemand kommt." Also führte sie feste Termine ein – und stieß bei ihren Kunden auf Verständnis. "Die Leute waren das aus Corona-Zeiten gewohnt", sagt sie. Die persönliche Beratung blieb, nur eben organisiert und planbar.

Teamarbeit aus dem Homeoffice

Das Tagesgeschäft managt Karageorgaki weitgehend allein vor Ort. Ihre zwei Mitarbeiterinnen arbeiten im Homeoffice – eine davon aus der Pfalz. "Wir haben eine Whats-App-Gruppe, telefonieren regelmäßig, das läuft super", sagt sie. Die Mitarbeiterin vor Ort nutzt das Büro nur, wenn Kundentermine anstehen. Ansonsten sind alle flexibel – räumlich und zeitlich.

Auch im Urlaub bleibt Karageorgaki erreichbar. "Wenn die Kinder schlafen, mache ich den Laptop an. Wenn ein Kunde am Strand anruft, buche ich halt einen Flug", erklärt sie. Was für manche nach Stress klingt, ist für sie gelebte Leidenschaft. „Sobald mich mein Job stressen würde, wäre es nicht mehr meiner.“

Persönlichkeit statt Plattform

Dass Vergleichsportale mit Rabatten werben, sieht sie kritisch. Viele Kunden verzichteten aber bewusst auf Cashback-Angebote, um persönliche Beratung zu erhalten, sagt sie. „Ich bekomme oft Screenshots mit der Bitte ‚Buch mir das‘“, so Karageorgaki. Der Service zählt – vor allem bei kurzfristigen Anfragen. "Viele wollen einen Ansprechpartner, jemanden, der den Überblick hat."

Trotz Online-Kompetenz hält sie am stationären Büro fest. "Für mich ist das kein reiner Arbeitsplatz, sondern ein Raum für Urlaubsgefühle. Wir trinken hier Kaffee, essen Kuchen. Das möchte ich nicht missen." Ein Rückzug aus dem stationären Geschäft kommt für sie nicht infrage: "Das wäre, als würde ich ein Stück von mir selbst aufgeben."

Trends und Herausforderungen

Im Buchungsverhalten ihrer Kunden erkennt sie klare Muster: "!Der Frühbucher-Boom zu Jahresbeginn war stark, dann wurde es ruhiger." Jetzt setzt sie auf einen Last-Minute-Schub – trotz hoher Preise. "Besonders Familien schlucken bei den Angeboten", sagt sie. Die Hoffnung liegt auf kurzfristigen Buchungen – auch wenn die Preisschwankungen groß sind.

Bei den Reisezielen sieht sie klassische Sommerregionen vorn: Griechenland, Spanien, Türkei und Ägypten. Kroatien sei wegen der Preisentwicklung rückläufig. Auffällig sei die hohe Nachfrage junger Kunden nach Fernreisen. "USA, Bali, Hawaii – viele wollen weiter weg und länger bleiben."

Ein wachsender Trend sind laut Karageorgaki kleine, stilvolle Hotels: "Design-, Boho- und Boutique-Hotels sind gefragt wie nie." Dabei spielt für viele das Ambiente eine immer größere Rolle. Für die Reisebüroinhaberin passt das gut zum eigenen Anspruch: persönlich, bewusst und mit Stil zu beraten – ob mit oder ohne Baby im Büro.

Christian Schmicke