Warum der Gahlener Reiseshop ohne Kurzarbeit auskommt
Christoph Wrobel (Foto), Chef des Reisebüros im westfälischen Schermbeck, hat die Kurzarbeit im September beendet und fährt nach eigenen Angaben gut damit. Eine wichtige Rolle spielt im Gahlener Reiseshop Beratung auf Termin.
"Der Januar ist sehr gut gelaufen", berichtet Reisebüroinhaber Wrobel. Schon im November sei die Nachfrage der Kunden nach Urlaubsreisen stark gewesen, bevor es im Dezember ruhig geworden sei. Doch seit dem Jahreswechsel schmiedeten die Menschen wieder verstärkt Urlaubspläne. Überwiegend handele es sich, wie schon im November, um Reisen, die im nächsten Sommer stattfinden sollen.
Ein wichtiger Faktor seien dabei die Flex-Tarife der Veranstalter, sagt Wrobel. Etwa 90 Prozent der Buchungen erfolgten über diese Tarife, die kostenlose Umbuchungen und Stornierungen bis kurz vor der geplanten Abreise ermöglichen. "Wir hoffen nur, dass die Reisen dann auch stattfinden können", seufzt Wrobel mit Blick auf den Sommer.
Klassische Mittelmeerziele sind vorn
Generell ist der Reisebürochef aber optimistisch, dass das Sommergeschäft gut wird. Seine Kundschaft bucht vor allem Reisen in Destinationen rund ums Mittelmeer; dort sei das Geschäft ja auch im vergangenen Sommer schon gut gelaufen, unterstreicht Wrobel. Fernreisen, bei denen so manches Reiseziel noch zu den Wackelkandidaten zähle, spielten in seinem Geschäftsmix keine große Rolle.
Im September hat Wrobel sein Team, das aus drei Reiseberaterinnen und einer Auszubildenden besteht, aus der Kurzarbeit geholt. Gleichzeitig hat er die offiziellen Öffnungszeiten des Reisebüros gegenüber der Zeit vor Corona verkürzt. Die offizielle Öffnungszeit erstreckt sich nun montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und am Samstag von 10 bis 12 Uhr. Vor Öffnung des Ladenlokals sei damit noch Zeit, Anfragen zu bearbeiten, Angebote zu erstellen und E-Mails zu beantworten, so der Reisebüroinhaber.
Kürzere Ladenöffnungszeiten kommen gut an
Der reguläre Feierabend um 17 Uhr komme bei den Mitarbeiterinnen gut an und sei auch bei Neueinstellungen ein Argument, erläutert Wrobel, dessen Team heute einen Kopf mehr zählt als vor der Krise. Zugleich würden Kunden auf Wunsch auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten beraten. Viele Verkaufsgespräche in den Abendstunden führe er selbst, aber auch die Mitarbeiterinnen zögen mit.
Zwar arbeitete der Gahlener Reiseshop auch vor Beginn der Corona-Pandemie schon mit Beratung auf Basis von Terminvereinbarungen, doch in den vergangenen Monaten habe sich der Trend dahin deutlich verstärkt; und zwar auch während der normalen Öffnungszeiten. Das erleichtere zum einen die Planung der Arbeit, sagt Wrobel.
Höhere Verbindlichkeit bei Beratung auf Termin
Fast ebenso wichtig sei aber ein positiver Nebeneffekt. Denn die Kunden zeigten bei vorab vereinbarten Beratungsgesprächen eine größere Verbindlichkeit, die Abschlussquote sei deutlich höher als bei Besuchen ohne Termin. "Bei Terminen außerhalb unserer Öffnungszeiten, also in der Regel abends, schließen wir fast jedes Gespräch mit einer Buchung ab", berichtet der Reisebürochef. Er blicke rundum positiv in die Zukunft, sagt Wrobel – und räumt ein, dass ihm die Tatsache, dass in der Umgebung das eine oder andere Reisebüro im Zuge der Coronakrise aufgab, ein bisschen hilft.
Christian Schmicke