22. Juli 2025 | 16:12 Uhr
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Mailen

Wie Condor im Streit mit Lufthansa in die Offensive geht

Condor-Chef Peter Gerber (Foto) wirft Lufthansa und der Politik im Gespräch mit dem Handelsblatt vor, den Wettbewerb im Luftverkehr zu behindern. Hintergrund ist der Wegfall von Sitzplatzkontingenten auf Lufthansa-Zubringerflügen nach Frankfurt. Condor versucht, dies mit eigenen City-Verbindungen auszugleichen. Zugleich baut die sie ihre Langstreckenflotte weiter aus.

Gerber Peter

Peter Gerber geht im Streit mit Lufthansa in die Offensive

Zwischen Condor und Lufthansa verschärft sich der Ton. Seit Lufthansa dem Ferienflieger keine Zubringerkontingente mehr anbietet, kämpft Condor um volle Langstreckenflugzeugen – und um politischen Rückhalt. "Das Thema Wettbewerb ist im Wesentlichen von der politischen Agenda verschwunden", kritisiert Condor-Chef Peter Gerber gegenüber dem Handelsblatt (Abo).

Bereits seit 2020 streiten sich beide Airlines vor Gericht. Dass Lufthansa ihre Zubringerflüge nicht mehr öffnet, trifft Condor ins operative Herz: Ohne Zubringer lassen sich Langstrecken ab Frankfurt nur schwer füllen. Die Lösung soll bekanntlich ein eigenes Netz von City-Verbindungen aus europäischen Städten wie Berlin, Hamburg, Paris oder Wien bringen. Doch das sei teuer und binde Kapazitäten, die anderweitig profitabler eingesetzt werden könnten, so das Handelsblatt.

Zubringer auf eigene Faust – mit Hindernissen

Die selbst aufgebauten Zubringer ersetzen zwar zum Teil die wegfallenden Lufthansa-Verbindungen. "Aber wir bekommen die Gäste eben nicht mehr wie bisher von überall nach Frankfurt", räumt Gerber gegenüber der Wirtschaftszeitung ein. Besonders kleinere Flughäfen blieben außen vor.

Der Konflikt wird auch in Brüssel ausgefochten. Condor hat Klage gegen die Genehmigung des Lufthansa-Einstiegs bei ITA Airways eingereicht. Gerber kritisiert, dass Condor bei der Slotvergabe in Mailand-Linate leer ausging, obwohl Interesse bestanden habe. "Das hätte sehr gut ins Portfolio gepasst und für Wettbewerb gesorgt", so der Condor-Chef.

Er sieht generell ein politisches Umdenken in Europa – weg von wettbewerbsorientierter Luftfahrtpolitik. Mit Blick auf den Wechsel an der Spitze der EU-Kommission spricht Gerber von einem Bruch. Seine Einschätzung: "Mit Frau Ribera werden wir keine wettbewerbsorientierte, ordoliberale Politik erleben", sagte er dem Handelsblatt.

Lufthansa hält sich bedeckt

Ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen setzt Condor weiter auf Wachstum. Erst kürzlich wurden vier weitere Airbus A330 bestellt. Für Gerber ist das ein klares Zeichen: "Es ist auch eine mutige Entscheidung, jetzt weitere Flugzeuge zu bestellen."

Die Frage, wie die neuen Jets ohne umfassendes Zubringernetz gefüllt werden sollen, lässt der Manager offen. "Dafür brauchen wir natürlich den richtigen Mix aus Lang- und Kurzstrecke", sagt er lediglich. Trotz guter Buchungslage im Winter und solider Sommerperspektiven sieht Gerber auch Belastungsgrenzen: "Wir sind bei den immer weiter steigenden Flug- und Pauschalreise-Preisen an einem Niveau angekommen, das sich nicht mehr alle Menschen leisten können."

Neue Allianzen?

Der Ferienflieger hatte zuletzt nicht nur die Zusammenarbeit mit Emirates ausgebaut, sondern auch bestätigt, dass er Gespräche mit dem US-Carrier American Airlines über eine Kooperation führe. Die Verhandlungen schürten auch Spekulationen über einen möglichen Beitritt zur Oneworld Alliance, der auch American Airlines und British Airways angehören. Eine engere Kooperation könnte einerseits die Auslastung der Condor-eigenen Zubringerflüge zum Drehkreuz Frankfurt verbessern und andererseits über Codeshares und ähnliche Agreements eine Erweiterung des Fernstreckennetzes schaffen.

Christian Schmicke

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