Wie die VUSR-Chefin ihre DRV-Ambitionen unterstreicht
Die VUSR-Vorsitzende Marija Linnhoff (Foto) tritt bekanntlich bei der DRV-Wahl am 10. Oktober an – als bislang einzige Kandidatin. Dabei setzt sie auf ihre Willensstärke, Kritik an "patriarchalen Strukturen" im DRV und den Anspruch, den Outgoing-Tourismus stärker in Berlin und Brüssel zu verankern.

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Marija Linnhoff meint es offensichtlich ernst mit ihrer Kandidatur für die DRV-Präsidentschaft
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Linnhoff, Vorsitzende des Verbands unabhängiger Reisemittler (VUSR), hat ihre Kandidatur für die Präsidentschaft des Deutschen Reiseverbands (DRV) in einem Video erneut bekräftigt. Die 62-Jährige will nach eigener Aussage "gestalten, mitreden und verbinden". Ihr Ziel sei es, den Outgoing-Tourismus politisch sichtbarer zu machen und den DRV strukturell zu erneuern, sagt sie.
"Von unten nach oben"
Linnhoff beschreibt ihren Werdegang im Video als "American Dream auf Deutsch". Aufgewachsen in Hagen-Hohenlimburg, absolvierte sie eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und eröffnete 2005 ein eigenes Reisebüro in Iserlohn. 2015 gründete sie den VUSR. "Ich liebe meine Arbeit, ich liebe es zu verändern und zu gestalten", betont sie und fügt hinzu: "Ich bin die Frau, die am Anfang keiner wollte, und jetzt können sie mich alle nicht mehr verhindern."
Die Kandidatin spart nicht mit Kritik am aktuellen Verband. Sie bezeichnet den DRV als "reine Männerdomäne" und spricht von "patriarchalischen Strukturen". Seit Jahren habe sie versucht, Einfluss zu nehmen, sei aber ausgebremst worden. "Sie haben es nicht geschafft, mit einer kleinen ehemaligen Reisebüro-Inhaberin aus der Provinz eine Einigung zu finden", sagt Linnhoff.
Programm für die ersten 100 Tage
Inhaltlich will Linnhoff auf mehrere Schwerpunkte setzen: mehr politische Präsenz in Berlin und Brüssel, eine Stärkung des stationären Vertriebs, weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung. Auch die klassische Säulenstruktur des DRV will sie überdenken. "Transparenz ist mir wichtig. Ich möchte darlegen, welche Maßnahmen auf welchen Ebenen geplant sind", erklärt sie.
Nomininiert worden war Linnhoff von Joachim Monski, dem Chef des Technik-Dienstleisters Paxconnect. Sie selbst hofft auf weitere Kandidaturen, sieht ihre Chancen positiv, auch wenn sie regelmäßig betont, dass sie eigentlich keine Chance habe. "Natürlich spreche ich mit Mitgliedern, aber ich fordere keine Versprechungen", sagt sie. Zur Rückkehr der TUI in den Verband glaubt sie: "Das hängt nicht vom Präsidenten ab, sondern von der Zukunftsfähigkeit des DRV."
Persönliche Ansprache
Neben Interviews setzt Linnhoff auf direkte Kommunikation in sozialen Medien. In einem Video stellt sie sich und ihre Ziele vor. "Ich behaupte mich gerade in einer Männerdomäne, ohne Quote und ohne Jammerei", erklärt sie dort. Zwischen Zuversicht und Anspannung schwanke sie aber: "Ich schwanke ehrlich gesagt zwischen lautem Lachen und Weinen."
Am Ende, das weiß Linnhoff genau, hängen ihre Chancen von den vier größten DRV-Mitgliedern ab, also der Dertour Group, Aida Cruises, Schauinsland und Alltours. Gegen deren Willen könne kein Kandidat bestehen, bekräftigt sie. Aus dem Kreis der großen Mitglieder – und damit Stimmrechte-Inhaber – wurde der streitbaren VUSR-Chefin dem Vernehmen nach schon angeboten, sie durch einen bezahlten Job in die DRV-Strukturen zu integrieren. Dies habe sie abgelehnt, erklärt Linnhoff gegenüber Reise vor9.
Warten auf weitere Kandidaten
Bleibt die Frage, ob sich noch jemand findet, der oder die eine ehrenamtliche DRV-Präsidentschaft anstrebt. Die größte Chance hätte wohl eine Kandidatur, die geeignet wäre, das einstmals größte DRV-Mitglied TUI in den Verband zurückzuholen. Mit dessen Führungsteam wiederum pflegt Linnhoff einen regen Kontakt.
Aus Sicht des Verbandes wäre wohl ein Szenario, in dem sich weder Linnhoff noch ein anderer Kandidat durchsetzt, der schlechteste Fall. Dann könnten zwar zwei Vizepräsidenten die Aufgaben kommissarisch übernehmen – zur Stärkung der Position des DRV gegenüber der Politik würde eine erklärte Übergangslösung aber kaum beitragen.
Christian Schmicke