27. Februar 2024 | 19:21 Uhr
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"Klimaneutralität ist allein durch Technik nicht erreichbar"

Stefan Gössling (Foto), Professor für Tourismus an der Linné-Universität in Schweden, schlägt Alarm. Ohne eine Änderung des Verhaltens sei Klimaneutralität für die Branche bis 2050 nicht erreichbar, sagt er im Reise vor9 Podcast. Vor allem Fernreisen seien problematisch.

Gössling Stefan

Professor Stefan Gössling kritisiert die Reisebranche scharf

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47 Grad in Italien im vergangenen Sommer, viele Waldbrände rund ums Mittelmeer – die konkreten Folgen des Klimawandels werden auch für die Tourismusbranche immer massiver spürbar. Ohne eine schnelle Reduktion des Ausstoßes von Schadstoffen lasse sich eine Verschärfung der Krise nicht abwenden, sagt der Wissenschaftler im Reise vor9 Podcast. Die Reisebranche selbst habe die Dramatik des Problems noch nicht erfasst. Sie sehe zwar mittlerweile, dass es ein Problem gebe, aber sie handele nicht, kritisiert Gössling.

"Weit vom richtigen Weg entfernt" 

"Das System beginnt zu kippen", warnt der Hochschullehrer. Doch sowohl die Gesellschaft insgesamt als auch die Reisebranche seien noch "wahnsinnig weit vom richtigen Weg entfernt". Die Akzeptanz und Bemessung des Problems, die mittlerweile vorgenommen werde, hätte schon vor 15 Jahren passieren müssen. Das Verbraucherverhalten spiegele dies. Nur fünf Prozent der Bevölkerung bezögen das Thema Emissionen in ihre Urlaubsplanung mit ein. "Für die meisten ist das bislang kein Thema", sagt Gössling und fügt hinzu: "Wenn das Wachstum, mit dem die Branche ja weiter fest plant, mit einbezogen wird, zeigt sich schnell, dass sich bis 2050 keine Klimaneutralität erreichen lässt." Die Emissionskurve gehe "immer weiter hoch".

Bei Kreuzfahrten entscheidet auch die Länge der Anreise 

Was das in der Praxis bedeutet, schildert Gössling im Gespräch anhand des Beispiels von Kreuzfahrten. Diese seien per se energieintensiv, erklärt er. Gleichwohl könne es gelingen, die Kreuzfahrt selbst mithilfe alternativer Antriebe weniger klimaschädlich zu gestalten. Ein Problem bleibe dabei die Anreise. Denn Kreuzfahrten starteten oft eben nicht nahe dem Wohnort, sondern würden oft mit dem Flugzeug angesteuert. Eine Kreuzfahrt mit Fluganreise könne nicht nachhaltig sein, glaubt Gössling. Selbst wenn Schiffe und Flugzeuge aufgrund ihrer Technik mit Methanol oder grünem Wasserstoff betrieben werden könnten, bleibe die Frage, wie die gewaltigen Mengen dafür produziert werden sollten – zumal Luft- und Schifffahrt mit anderen Sparten, in denen Energie benötigt werde, konkurrierten. Hinzu komme, dass auch das Personal aus weit entfernten Gegenden eingeflogen werden müsse.

Können Fernreisen nachhaltig sein?

Ein grundsätzliches Fragezeichen setzt Gössling bei Fernreisen. Dass diese angesichts der hohen Emissionen bei der Anreise nachhaltig sein können, bestreitet er. Daran könne auch das Argument, dass der Tourismus in sensiblen Ökosystemen zu deren Erhaltung diene und dass der Bestand gefährdeter Tierarten sich nur mittels der Einnahmen aus dem Tourismus halten lasse, nichts ändern. Es müssten „andere Mechanismen“ gefunden werden, um eine tragfähige Ökonomie zu gewährleisten, so der Wissenschaftler. Dazu zähle in vielen Ländern des globalen Südens auch eine Kontrolle des Bevölkerungswachstums.

Nicht zu reisen, ist auch keine Lösung 

Gössling, der seine eigenen Reisen, etwa von Süddeutschland zu seinem schwedischen Wohnort, grundsätzlich mit der Bahn zurücklegt, ist für seine kritischen Positionen gegenüber der Tourismusindustrie bekannt. Immerhin: Auf Reisen und die Begegnung mit anderen Kulturen zu verzichten, hält auch er für keine gute Lösung. Die Öffnung des Horizonts sei wichtig – allein schon, um die Privilegiertheit des eigenen Lebens zu begreifen. Die Menschen müssten ihr Reiseverhalten nicht radikal verändern. "Wenn jeder an den Stellschrauben ein wenig dreht, brauchen wir keine limitierenden Vorgaben."

Christian Schmicke

Das komplette Gespräch mit Stefan Gössling hören Sie hier: 

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